Protest gegen geplante Kurpark-Bebauung
Diana Ivanova
Januar 2023
In Bad Bodendorf startete das Jahr 2023 mit großer Aufregung. Mehr als 400 Bewohnende unterschrieben einen Brief an den Sinziger Stadtrat gegen die Bebauungspläne im Kurpark und mehrere Familien, darunter Kornfeld, Neubauer und Boehmke, legten Widerspruch ein.
Eine Online-Petition, gestartet von Familie Diana Ivanova und Martin Dietrich mit dem Titel „Den Kurpark in Bad Bodendorf von Bebauung retten!“ erreichte ein großes Echo und wurde innerhalb weniger Tage von mehr als 500 Menschen unterschrieben.
In der Petition forderten die Bürgerinnen und Bürger „vom Stadtrat Sinzig und von allen zuständigen Behörden in Sinzig, im Kreis Ahrweiler und im Ahrtal:
Die Verantwortung zu übernehmen und dem Neubauvorhaben im Überschwemmungsgebiet des Kurparks in Bad Bodendorf eine Absage zu erteilen.
Neue Nutzungsmöglichkeiten und Konzepte für diese Flächen mit dem Fokus auf naturverträgliche Maßnahmen zu entwickeln, von denen der Hochwasserschutz, die biologische Vielfalt und der natürliche Klimaschutz gleichermaßen profitieren, wie es das Bundesamt für Naturschutz empfiehlt.
Den Kurpark, das Thermalbad und die Wohnmobilparkanlage als eine gemeinsame historische Kulturlandschaft zu betrachten, welche die Identität von Bad Bodendorf prägt und die nicht zerstört werden soll.
Dem Besitzer des Kurparks nach sorgfältiger Überprüfung andere, nicht im Überschwemmungsgebiet gelegene Flächen für sein Bauvorhaben zur Verfügung zu stellen.“
Der Kurpark in Bad Bodendorf mit seinen fast 17 000 Quadratmetern Fläche gehört seit 2002 nach einem Verkauf durch die Firma Pro Seniore AG Mannheim größtenteils der Unternehmerin Hannelore Spitzlei. Ein kleiner Teil der Grünfläche sowie der Pavillon mit Lesesaal gehören weiterhin der Stadt.
Die ersten Baupläne des jetzigen Besitzers Harald Monschau (Sohn von Hannelore Spitzlei), der das Hotel Maravilla und das Seniorenzentrum Maranatha betreibt, wurden 2019 bekannt: 50 bis 80 Wohnungen, Tiefgarage, Großküche. Im November 2022 beschloss der Stadtrat die Offenlegung des überbearbeiteten Bebauungsplans. Bis zum 3. Februar 2023 hatten Öffentlichkeit, Versorgungsunternehmen und andere Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, Einwände gegen diese Pläne zu äußern.
Der Sinziger Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen lehnte am 18. Januar 2023 den Entwurf zur Bebauungsplanung ab und argumentierte:
„Die hier beplanten Flächen befinden sich überwiegend in dem von der SGD Nord als Überschwemmungsgebiet festgelegten Bereich. Die geplante massive Bebauung würde bei einem neuerlichen Hochwasser zu erheblichen zusätzlichen Rückstaueffekten führen. Deshalb dürfen die Auswirkungen der Flut vom 14. und 15. Juli 2021 bei der Bauleitplanung für den Kurpark nicht ignoriert werden.
In der Abwägung zwischen den Interessen des Eigentümers und dem Schutz der Anliegenden ist der vorgelegte Bebauungsplan zum jetzigen Zeitpunkt abzulehnen.“
In einem Vortrag über „historische Hochwasser der Ahr und die Lehren für die Zukunft“ im Pfarrheim Sinzig am 26. Januar 2023 betonte Dr. Thomas Roggenkamp,
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität Bonn auch, dass „eine weitere Bebauung der Talsohle entlang der Ahr aus Sicht des Hochwasserschutzes sehr kritisch zu betrachten ist. Zum einen erhöht sich die Zahl der Menschen, die in einem hochwasservulnerablen Gebiet leben. Zum anderen hat jede zusätzliche massive Bebauung einen negativen Effekt auf zukünftige Hochwasserereignisse, da sie als Hindernisse zu Aufstauungen führen und den Wasserstand zusätzlich erhöhen.“
In der Online-Petition schrieben die Initiierenden: „Gerade jetzt ist es unsere historische Verantwortung, so zu handeln, dass unser Bad Bodendorf sein authentisches naturnahes Gesicht für die Zukunftsgenerationen bewahrt!“