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Turmbau zu Babel

Das Sujet des Turmbaus zu Babel war im 16. und 17. Jahrhundert in den Niederlanden sehr in Mode. Das bekannteste Gemälde stammt von Peter Bruegel d. Ä. aus dem Jahr 1563, insgesamt entstanden über 200 Gemälde mit diesem Thema. Das war kein Zufall: Denn im spanischen Teil der Niederlande wurde die katholische Herrschaft als bedrückend empfunden. Das päpstliche Rom galt den Protestanten als ein zweites Babel - und so erhielten die Türme zu Babel just die Form des Kolosseums. Sieben Geschosse sind schon vollendet an diesem Turm zu Babel. Nur die Spitze fehlt noch, dann wird er den Himmel erreicht haben. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Wie das Alte Testament berichtet, hält Gott dieses Streben der Menschen für allzu vermessen und straft sie dafür. Gott gibt ihnen die verschiedensten Sprachen, sie verstehen einander fortan nicht mehr und verteilen sich über die ganze Welt - der Turm wird niemals fertiggestellt. Das Gemälde von Lucas van Valckenborch versetzt den Turmbau in die Zeit des 16. Jahrhunderts: Der Betrachter sieht die Menschen klein wie die Ameisen auf dem unteren Plateau, wie sie die modernste niederländische Bautechnik der Zeit um 1595 einsetzen. Elefanten und Kamele und die Kleidung der Personen indes verweisen auf die Ferne des Geschehens. Viele protestantische Niederländer flohen vor der spanischen Unterdrückung. Lucas van Valckenborch emigrierte nach Frankfurt am Main. Der hier ausgestellte Turm zu Babel wurde 1799 von Napoleons Italien-Armee in Turin beschlagnahmt. Das Bild wurde nach Paris geschickt und schließlich als Teil der so genannten Französischen Schenkung der Stadt Mainz überlassen.

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