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Weinstrauchmadonna

Bei dieser Madonna fallen drei Dinge sofort ins Auge: Auf dem Kopf erhebt sich die Krone der Himmelskönigin; mit der rechten Hand hält sie ein Kreuzzepter, das von einem Weinstrauch umrankt wird; und auf dem linken Arm trägt sie das Christuskind, das etwas auf ein langes Schriftband schreibt. Was es schreibt, wissen wir nicht. Es gibt aber Deutungen: Die eine meint, dass es einen Kreuznagel in der Hand hält und mit seinem Blut die Namen der Apostel notiert. Eine andere Deutung besagt, dass das Kind schon von seinem späteren Erlösertod weiß und seine Passion auf das Band schreibt. Beide Deutungen werden nur verständlich im Zusammenhang mit dem Kruzifix, das Maria in der anderen Hand hält. Dort ist Christus bereits an das Kreuz geschlagen. Es besteht aus dem knorrigen Holz eines Rebstocks, und fünf Engel fangen das Blut Christi in kleinen Bechern auf. Diese Darstellung bezieht sich auf das letzte Abendmahl, bei dem der Wein das Blut Christi symbolisiert. Maria verbindet hier also Anfang und Ende der Erlösungsgeschichte. Die Skulptur ist ausgesprochen fein aus rotem Sandstein gearbeitet und wirkt dadurch fast wie aus Ton modelliert. Ursprünglich war sie bunt gefasst. Solche Kreuzzepter-Madonnen hat man vermutlich nur in Mainz besonders verehrt. Es war ein mittelrheinischer oder Mainzer Meister, der die Madonna um das Jahr 1400 im so genannten "Weichen Stil" geschaffen hat.

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