Die Ahr und ihre Nebenbäche
Jürgen Haffke
Wenn von der Ahr die Rede ist, verstehen viele Menschen darunter nur das von Weinbau geprägte Mittlere Ahrtal und das dichtbesiedelte Untere Ahrtal (ca. 35 Km, Kreuzberg bis Kripp). Dagegen bleiben die viel längere Junge Ahr und Obere Ahr (ca. 50 Km, Blankenheim bis Pützfeld) häufig unbeachtet. Besonders für die Einschätzung des Hochwasserrisikos entlang der Ahr ist das fatal. Denn das Einzugsgebiet der etwa 85 km langen Ahr erfasst ca. 900 km2. Wie ein großer Trichter sammeln Junge und Obere Ahr zahlreiche direkte und indirekte Zuflüsse (etwa 230 Bäche), während sich das dann verengende Mittlere und Untere Ahrtal nur von 52 Bächen zusätzliches Wasser erhalten. Hinzu kommt, dass die Niederschläge durch die Höhenlage der Umgebung (400 bis 600 m ü. NN) in den beiden oberen Abschnitten des Ahrtals auch höher ausfallen. Wegen der tief eingeschnittenen Kerbtäler, die keine Auenbereiche für die Ausdehnung der Gewässer aufweisen, schwellen die Wasserstände der Bäche bei Starkregen schnell an und führen der Ahr sehr viel Wasser zu.
Die katastrophalen Hochwasser von 1804 und 1910 entstanden im Gefolge von sommerlichen Regenmassen (Gewitter) im südlich der Jungen und Oberahr gelegenen Hocheifelgebiet (Hohe Acht und Nürburg). Trierbach, Adenauer und Kesselinger Bach, deren Quellgebiete und relativ langen Verläufe alle dort liegen, lösten die damaligen Fluten aus. Am 14. und 15. Juli 2021 lag das extreme Niederschlagsgebiet dagegen nördlich der Ahr und erfasste auch die dortigen Zuflüsse. Z. B. Ahbach, Armuthsbach, Liersbach, Sahrbach und Vischelbach trugen der Ahr nicht nur erhebliche Wassermassen zu, sondern setzten auch Dörfer entlang ihres Verlaufs unter Wasser. Niederehe am Niedereher Bach, einem Zufluss zum Ahbach, sowie Üxheim-Ahütte erlebten schwere Überschwemmungen. Das gleiche gilt für Obliers am Liersbach und für Kirchsahr und Binzenbach am Sahrbach. Im am Trierbach gelegenen Kirmutscheid weiß man aus leidvoller Erfahrung nur zu gut um das Überflutungsrisiko, das hier auch 2021 zugeschlagen hat.