MemoriAHR

Thematische Aspekte zur Flut

Thematische Aspekte

Dauerregen und Unwetter lösten am 14. Juli 2021 im gesamten Ahrtal eine Flutkatastrophe aus, bei der mindestens 135 Menschen starben. Von 42.000 betroffenen Personen verloren 17.000 in wenigen Stunden ihr ganzes Hab und Gut. 8800 Gebäude/Häuser wurden zerstört, 65 Weingüter, landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe wurden in ihrer Existenz bedroht. 17 Schulgebäude, 19 Kitas, Sportstätten, fünf Krankenhäuser, 36 Arztpraxen und 19 Apotheken wurden beschädigt.

Menschen, die in jener Nacht alles verloren, deren Haus zerstört oder von der Flut mitgerissen wurde, mussten für längere Zeit in weit entfernten Orten Wohnungen mieten, in Container, Tiny-Häuser oder Seniorenheime ziehen. Selbst zwei Jahre nach der Flut konnten noch nicht alle in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Viele waren traumatisiert. Manche ertrugen den Anblick der zerstörten Heimat nicht oder sie hatten keine Kraft, um ihr Haus wieder aufzubauen. So zogen Menschen für immer fort.

Wie kam es zur Flut?

Bild: Lothar Woik

Die Ahr und ihre Nebenbäche

von Jürgen Haffke

Wird über Hochwasserrisiko der Ahr berichtet, so muss sie in ihrer Gänze betrachtet werden. Also nicht nur die oft präsenteren Gebiete des Mittleren und Unteren Ahrtal, sondern auch die Gebiete der Jungen Ahr und der Oberen Ahr. Dort kann es durch ihre natürlichen Gegebenheiten und die über 200 Nebenbäche besonders schnell vorkommen, dass die Ahr signifikant anschwellt.

Bild: Elke Wischnewski

Historische Hochwasser im Ahrtal

von Thomas Roggenkamp

Das Hochwasser 2021 erreichte ein ungewöhnliches und nahezu unbekanntes Ausmaß. In den vergangenen Jahrhunderten ereigneten sich jedoch trotzdem vereinzelte Fluten, die diesem Ausmaß ähnlich waren.

War die Flut menschengemacht?

Bild: Benjamin Westhoff

Entstehung, Ausmaß und Einordnung

von Thomas Roggenkamp

Das extreme Ausmaß der Flut im Juli 2021 ist nicht nur den großen Regenmassen, sondern u.a. der Topographie und Bebauung des Ahrtals zu zuschreiben. Durch die verschiedenen Daten, das vorher unbekannte Ausmaß und die sich verändernden Klimafaktoren erweist sich die Einordnung der Flut in einem historischen Kontext als schwer.

Bild: Lothar Woik

Starkregen und Klimawandel

von Annette Holzapfel

Tagelanger Regen und gesättigte Böden waren maßgeblich für die Flut 2021 verantwortlich. Auf die Katastrophe folgte eine Diskussion in Wissenschaft und Gesellschaft, ob ein Zusammenhang zum Klimawandel besteht. Besondere Bedeutung wird dabei von wissenschaftlicher Seite der Differenzierung zwischen Dauerregen und Starkregen beigemessen.

Bild: Anjo Närdemann

Wohnen am Fluss. Reiz und Risiko

von Annette Holzapfel

Die Bebauung des Ahrtals, die durch die Besiedlung des Ahrtals stattfand, ist ein großer Grund für das Ausmaß, das die Flut 2021 annahm, da somit wichtige Teile des natürlichen Hochwasserschutzes vernichtet wurden. Die Ausbreitung der Gebiete in risikoreiche „Hochwassergebiete“ führt zu größeren Schäden. Expert:innen schlagen ein Entsiedlungsprogramm als die einzig effektive Lösung vor.

Beispiele und Folgen...

... in der Natur:

Bild: Lothar Woik

Die Ahr – gehen wir der Sache auf den Grund

von Dorothee Landen

Das Hochwasser an der Ahr im Jahr 2021 entfesselte Naturkräfte, die nicht nur die Menschen, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt beeinflussten. Durch Veränderungen in der gesamten Flusslandschaft haben sich die Lebensbedingungen innerhalb des Wassers verändert und so müssen sich neue und alte, gewollte und ungewollte, tierische Bewohner neu orientieren.

... für das kulturelle Erbe:

Der Museumsverband Rheinland-Pfalz hat sich nach der Flutkatastrophe 2021 maßgeblich für die Rettung zahlreicher Museumsobjekte und Kulturgüter aus dem Ahrtal eingesetzt. Dies ist ein langjähriger Prozess, den der Verband weiterhin begleitet. Auf der Webseite des Museumsverbands finden Sie neben der Dokumentation der Notbergung fortlaufend aktuelle Informationen zur Rettung und Restaurierung der Sammlungsbestände.


Zur Webseite des Museumsverbands wechseln

Diese fast 270 Jahre alte, durch das Hochwasser stark beschädigte Bibel, wurde als eine der wenigen Habseligkeiten aus dem zerstörten Haus gerettet. Sie wurde mit Hilfe der umfangreichen Expertise aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar restauriert. 

Die Familienbibel hatte im Zuge des Hochwassers lange im Wasser gelegen und war nicht nur stark durch Schlamm verunreinigt, sondern zudem durch Schimmel kontaminiert. Die Eigentümerinnen hatten daher Ende 2021 die Herzogin Anna Amalia Bibliothek kontaktiert und um Unterstützung bei der Schadensaufnahme und Restaurierung gebeten. Nicht zuletzt durch den Brand der Weimarer Bibliothek am 2. September 2004 verfügen die Werkstätten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek über eine große Expertise für schwere durch Feuer und Wasser verursachte Schäden an Büchern sowie geeignete Verfahren, die für die Restaurierung der Ahrtal-Bibel genutzt und übertragen werden konnten. „Kulturgut nach Katstrophen gemeinsam retten, ist die Lehre aus dem Brand der Weimarer Bibliothek 2004“, so Dr. Reinhard Laube, Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Am 25. Juni 2024 (11 Uhr) wurde die Bibel im Studienzentrum im Rahmen eines Pressetermins an ihre Eigentümerinnen aus dem Ahrtal übergeben.

Aufgrund der Kontaminierung der Bibel mit Schimmel und Schlamm waren restaurierungsvorbereitend mikrobiologische Analysen und umfangreiche Reinigungsmaßnahmen notwendig. Nach der Dekontamination wurde der Buchblock aus dem Einband gelöst und Teile unabhängig voneinander in verschiedenen Maßnahmen von den Expert*innen in den Werkstätten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sorgfältig gereinigt und restauriert. Der Buchblock wurde zur Papierstabilisierung und Rekonstruktion in der Lehrwerkstatt Weimar-Legefeld und der Ledereinband zur Restaurierung von Lederüberzug, Holzdeckel und Metallbeschlägen in der Projektwerkstatt behandelt. Ende März 2024 wurden die umfangreichen und teils herausfordernden Arbeiten abgeschlossen.

Beteiligt an den mikrobiologischen Analysen war – nach Einbeziehung des wissenschaftlichen Fachbeirats Brandfolgenmanagement der Herzogin Anna Amalia Bibliothek – das mikrobiologische Labor der HAWK Hildesheim. Die Dekontamination erfolgte extern durch einen Dienstleister für Gammabestrahlung. Nach der Dekontamination wurden Buchblock und Einband unabhängig voneinander in folgenden Teilmaßnahmen behandelt: Papierreinigung: Aufgrund der starken Kontamination mit Schlamm und Schimmel wurde eine intensive Oberflächenreinigung der einzelnen Buchseiten durchgeführt. Dadurch konnten die aufliegenden Verunreinigungen bereits trocken deutlich reduziert werden.

Die Reinigung der Blätter wurde in einer Nassbehandlung fortgesetzt, bei der vor allem der eingetrocknete Schlamm gelöst und minimiert werden konnte. Die abgebaute Papierstruktur wurde durch das Übervliesen mit einem hauchdünnen Japanpapier stabilisiert. Fehlstellen konnten angefasert und ergänzt werden. Der Buchblock wurde nach der Behandlung aller Blätter rekonstruiert und geheftet.

Durch Tests nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek war bekannt, dass feste Anhaftungen durch das Weichstrahlverfahren, bei dem Cellulosepulver mit einer Druckluftpistole auf die Oberfläche aufgesprüht wird, schonend reduziert werden können. Die Methode wurde an der der TH Köln am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften etabliert. Ein Mitarbeiter der HAAB behandelte den Einband mit dem Verfahren und konnte so das Einbandmaterial (Schweinsleder) und die Messingschließen bzw. -beschläge vollständig reinigen. Einbandrestaurierung: Deckel und Lederbezug waren stark deformiert und wurden durch kontrollierten Feuchtigkeitseintrag schonend in eine wiederverwendbare Form gebracht. Am Rücken wurde eine Ergänzung unterlegt und der stabilisierte Einband, mit dem neu gehefteten Buchblock verbunden. 

Die Sankt Sebastianus Bürgerschützen-Gesellschaft Ahrweiler 1403 e.V. führt seit Jahrhunderten Seelenbücher, eine Art Mitgliederverzeichnis. Das älteste erhaltene Buch von 1655 befindet sich heute im Museum des Schützenvereins. Bei der Flut 2021 erlitt das Objekt Schäden und musste fachgerecht restauriert werden.

Bild: Sankt Sebastianus Bürgerschützen-Gesellschaft Ahrweiler 1403 e.V.
Einband und Seite 83 des Seelenbuchs während der Restaurierung.
Sankt Sebastianus Bürgerschützen-Gesellschaft Ahrweiler 1403 e.V.

Seelenbuch von 1655

Das historische Buch war bereits vor der Flutkatastrophe digitalisiert worden und kann auf der Webseite des Museums online angesehen werden.


Zur Webseite des Schützenmuseums wechseln
Bild: Andrea Burkhardt

Die Restaurierung der Hubertuskapelle in Hönningen

von Ulrich Eltgen

Die Hubertuskapelle in Hönningen stellt einen wichtigen religiösen Halt auf dem Pilgerweg nach Trier dar. Jedoch wurde sie während der Flut stark beschädigt. Dr. Ulrich Eltgen, Kunsthistoriker und Restaurator, bot seine Hilfe bei der Restaurierung an und hielt die Maßnahmen der aufwändigen Wiederherstellung des Innen- und Außenbereichs der Kapelle in einem Bericht fest.

Urkunde zur Quellenweihe Bad Neuenahr

von Heike Wernz-Kaiser

Das Flutereignis im Juli 2021 hat auch die Urkunde zur Quellenweihe des Bades Neuenahr sehr stark durch das Flutwasser beschädigt. Bisher ist noch nicht klar, wie die Urkunde gerettet werden kann. Sicher ist nur, dass es eine hohe fachliche Expertise benötigt, um eine gute Lösung für die spezielle Problematik zu finden.

Bild: Annette Holzapfel

Das Schicksal der Nepomukbrücke von Rech 1723-2023

von Bernhard Jöbgen, Elfriede Mittag und Gisela Rech

Die 300 Jahre alte Nepomuk-Brücke in Rech verlor während der letzten Flut einen ihrer vier Bögen. Obwohl durchaus reparaturfähig wurde beschlossen sie abzureißen, aus Sorge vor einer gefährlichen Stauwirkung bei zukünftigen Fluten. In der Bevölkerung von Rech stieß dieser Beschluß einerseits auf Zustimmung, besonders wegen der Modernisierungsmöglichkeit; andererseits wurde heftiger Widerspruch laut, weil das Denkmal, ein Kulturgut von überregionaler Bedeutung, erhalten werden müsse, umso mehr, als Gutachten zeigten, dass der Schutz der Bevölkerung mit heutigen Hochwasserschutzmaßnahmen gewährleistet werden könne. Trotz dieser Erkenntnis sowie vieler Tausend Unterschriften für den Erhalt dieser Brücke aus dem ganzen Bundesgebiet, wurde sie schließlich, zwei Jahre nach der Flut, im Juli 2023 abgerissen.

„Brücken im Ahrtal“

Die Flutkatastrophe im Ahrtal zerstörte am 14./15. Juli 2021 nicht nur 100 Ahrbrücken ganz oder teilweise, sondern spülte auch Reste früherer Brücken frei.

Archäologen konnten nach der Flut erstmals im Ahrtal dreißig Brückenpfähle von mindestens vier Holzbrücken bergen. Die Funde werden nun im HeimatMuseum Schloss Sinzig ausgestellt.

In der Ausstellung werden die Pfähle bisher unbekannten Brücken zugeordnet. Seltene Grafiken zeigen diese Brücken, welche seit Jahrhunderten für das Leben der Menschen im Ahrtal von großer Bedeutung waren.


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... für die Menschen:

Bild: Stephanie Ley

Das Herz des Ahrtals ist seine Weinkultur

von Annette Holzapfel

Die Winzerbetriebe im Ahrtal haben nach der Flutkatastrophe viel verloren. Dennoch gaben sie nicht auf und gingen den Wiederaufbau mit viel Ausdauer, Kreativität und Solidarität an. Wie man an den Wiederaufbau-Erfolgen in den kommenden Jahren sieht, zahlte sich dies aus.

Bild: Rolf Schmitt

Die Flut verschob auch (Gemeinde-) Grenzen

von Anton Simons

Flut kann vereinen. Nach dem erhöhten Organisationsaufwand während dem Wiederaufbau unmittelbar nach der Flut stimmte die Bevölkerung von Marienthal im März 2022 dafür, die Hälfte des Ortes von Walporzheim zu lösen und beide Ortsteile an Dernau anzuschließen.

... für Kinder:

Bild: Wolfgang Lingen

Wie Kinder nach der Flut leiden

von Elfriede Mittag

Die Kinder im Ahrtal leiden stark unter der Flut und ihren Folgen. Dies kann sich u.a. in auffälligen Symptomen wie das kurzzeitige Vergessen von Veränderungen aber auch in unauffälligeren Symptomen wie verstärktes Nägelkauen, Trotzigkeit oder Schulproblemen zeigen. Die helfende Aufmerksamkeit, die den Kindern nach der Flut z.B. in Form gespendeter Spielzeuge und Süßigkeiten zuteilwurde, ließ mit der Zeit nach und der Versuch der Erwachsenen eine neue „heile Welt“ zu erschaffen, gelingt situationsbedingt nur teilweise.

Bild: Annemie Ulrich

Die Situation der Kindertagesstätten nach der Flut

von Annemie Ulrich

In den Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr sowie den Städten Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig waren durch die Flutschäden an den Gebäuden von Kindertagesstätten insgesamt 800 der vorhandenen KiTa-Plätze weggefallen, die durch Sanierungen und Wiederaufbaumaßnahmen sowie örtliche Verlegungen und Containerlösungen wieder vollständig abgedeckt werden konnten.

Bild: Annette Holzapfel

Die Situation der Schulen nach der Flut

von Annemie Ulrich

Viele der Schulen im Ahrtal erlitten durch die Flut Schäden, die den normalen Schulbetrieb störten oder unmöglich machten. Annemie Ulrich fasste in einer Auflistung zusammen, wie die einzelnen Schulen versuchten, den Schulbetrieb so reibungslos wie möglich wieder aufzunehmen, indem sie z.B. Containerbauten verwendeten.

Innere Welt der Betroffenen:

Bild: Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Kleine barocke Engelsskulptur. Vermutlich aus dem Kontext der früheren Ausstattung der St. Laurentius-Kirche Ahrweiler.
Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die kleine Engelsskulptur lieh der Spendenkampagne des Museumsverbands Rheinland-Pfalz als „Engel der Hoffnung“ sein Gesicht. Er wurde 2022 restauriert. Über die Fortschritte der noch immer andauernden Restaurierung der vielen Sammlungsbestände von der Ahr hält der Museumsverband auf seiner Webseite auf dem Laufenden.

Bild: Iris Hoffmann

Die Flut und der Gottesglaube

von Annette Holzapfel

Glaube und Religion spielte während und nach der Flut für viele Menschen eine wichtige Rolle. Während sich einige im Stich gelassen fühlten, sowohl von ihrem Gott als auch von der Kirche, fühlten sich andere in ihrem Glauben bestätigt, da sie z.B. überzeugt sind, ihr Gott hat sie beschützt und gerettet. Zudem waren viele der freiwilligen Helfenden Teil von Gruppen verschiedener Glaubensrichtungen und religiösen Organisationen.

Alles war zerstört. Alles war grau. Ich wusste, dass wir Verzweiflung, Resignation und Hoffnungslosigkeit hinter uns lassen mussten, dass wir nicht aufgeben durften. Mit bunten Farben und aufmunternden Sätzen wollte ich Flutbetroffenen und Helfenden einige Tropfen Hoffnung und Respekt spenden und sie ermuntern, stark zu bleiben.


Edyta Bertram

Mit ihren Kindern und Freunden bemalte Edyta Bertram fünf Wochen nach der Flut das Haus ihres Schwiegervaters, das, anders als ihr eigenes Haus, nicht abgerissen werden musste.

Bild: Paddy Bertram

Hilfsbereitschaft stiftet Zuversicht

von Diana Ivanova

Nach der Flut zeichnete sich eine einmalige Hilfsbereitschaft und Solidaritätswelle für die Betroffenen ab, durch die im Ahrtal viel wieder aufgebaut werden konnte und viele Betroffene unterstützt wurden. Dies schaffte Zuversicht und Hoffnung bei den Betroffenen.

Bild: Frank Thelen

Aufgeben ist (k)eine Option

von Annette Holzapfel

Die Stimmung in der Bevölkerung nach dem Hochwasser ist jedoch ambivalent. Während einige den Wiederaufbau begrüßen und erfolgreich ihre Betriebe weiterführen oder neueröffnen, geben andere auf, sehen keine Zukunft mehr an der Ahr und ziehen weg. Gerade Senior:innen und älteren Menschen fällt es schwer, wieder Hoffnung zu schöpfen.

Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen...

...von den Betroffenen:

Welche Häuser und Gebäude abgerissen werden mussten und wer sein Haus in Ahrnähe wieder aufbauen durfte, war in vielen Fällen über lange Zeit nicht geklärt. Bei der Definition von Flutrisikogebieten berücksichtigte man einerseits mögliche zukünftige Gefahren, andererseits aber auch, dass Betroffene wieder in ihre Heimatdörfer zurückkehren wollten und Dorfstrukturen erhalten bleiben konnten. Der komplizierte Wiederaufbau/Neubau zog sich über Jahre und zermürbte die Menschen.

Bild: Torsten Hinze

Die Flut schafft zukunftstragende Organisationsformen

von Annette Holzapfel

Die enge Gemeinschaft in Mayschoß ermöglichte die erfolgreiche Organisation der Bevölkerung in einem Krisenstab, dessen Arbeit schon in den Tagen nach der Flut zu schnellen und effektiven Problemlösungen führte. Ähnliches fand in Dernau und Rech statt, zwei Dörfer, die zusammen mit Mayschoß im Dezember 2021 die Gesellschaft „Zukunft Mittelahr“ gründeten um gemeinsam den Wiederaufbau anzugehen.

Bild: Stephanie Ley

Versorgungszelt und Baustoffzelt in Walporzheim

von Georg Sebastian

Zur Erleichterung der Versorgung der Bevölkerung in Walporzheim wurde zunächst eine Versorgungsstelle errichtet, bei der an Betroffene und Helfende Nahrung verteilt wurde. Dem Versorgungszelt folgten das „Baustoffzelt Kaiser“ zur Verteilung von gespendetem Baustoff, Maschinen und Materialien, die zum Wiederaufbau notwendig waren, und das Containerdorf „Wilhelmshafen“, in welchem sich z.B. Handwerkende und Elektriker:innen als Helfende niederließen um die Betroffenen von dort aus zu unterstützen.

Bild: Verena Kastenholz

Zur Entstehung eines Kochbuchs

von Angelika Furth

Angelika Furth hat in den Monaten nach der Flut ein Kochbuch geschrieben. Dies ist gefüllt mit Rezepten, die sie und das Team an „Küchengeistern“ der Versorgungsstelle in Ahrbrück gemeinsam bei der Verarbeitung der vorhandenen Nahrungsmittel entwickelten. Da sie beim Kochen auf Lebensmittelspenden angewiesen waren, war Kreativität gefragt.

Bild: Annette Holzapfel

Kraftraubender Wiederaufbau

von Annette Holzapfel

Der private Wiederaufbau hat viele Facetten. Er gelingt und er scheitert, er verzögert sich und treibt Menschen in die Verzweiflung.

...von den Helfenden:

Die gemeinsame Bewältigung der Flutfolgen führte zu einem starken Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung. Unmittelbar nach der Flut bildeten sich in den Orten Krisenstäbe und Hilfsvereine mit einem großen Handlungspotential. Unermüdlich war der Einsatz von Feuerwehren, Rettungskräften, Hilfsorganisationen, Helfer, Kirchen, Bürgermeister, Ortsbürgermeister und Ortsvorsteher. Die beispiellose deutschlandweite Solidarität und Spendenbereitschaft sowie die vielen Helfern gaben den Menschen Zuversicht und Hoffnung. Für die meisten Betroffenen war klar, dass Aufgeben keine Option war. Der Wiederaufbau des Tales stand für sie nie außer Frage.

Bild: Annette Holzapfel

SolidAHRität nach der Flut

von Annette Holzapfel

Als Antwort auf die Flut strömte eine Vielzahl an Helfenden ins Ahrtal. Es entstand eine unvorstellbare Welle der Solidarität und des Zusammenhalts, die den Betroffenen Zuversicht und den Helfenden ein neues Gefühl von Gemeinschaft vermittelte.

Bild: Songül Erdem

Hilfe aus aller Welt

von Annette Holzapfel

Zuwandernde und Arbeitende aus dem Ausland spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der Versorgung und den Wiederaufbauarbeiten des Ahrtals. Sie organisierten sich eigenständig als Helfende und packten mit an, um den Menschen in ihrer neuen Heimat zu helfen.

Bild: Jürgen Schnabel

Helfen helfen - Das Phänomen Helfershuttle

von Jürgen Gehring

Durch die Organisation des sogenannten Helfershuttles gelang es nach der Flut, die Arbeitskraft vieler Helfenden zielgerichtet, flexibel und effektiv zu koordinieren. Dies gelang sowohl durch die große (Medien-)Präsenz und (Mund-)Propaganda der Initiative als auch durch ihre Organisation und Ausstattung, die es den Helfenden erlaubte, ohne größere (organisatorische) Hindernisse an die Arbeit zu gehen.

...von Firmen / Organisationen:

Zwischen ISB-Antragsberatung, Bauberatung und Bürgerberatung

von Katharina Klaesgen

Katharina Klaesgen berichtet über die Informations- und Hilfearbeit der sogenannten „ISB-Info-Points“, die Betroffenen bei Antragsstellungen für Wiederaufbauhilfen helfen. Sie erklärt weiter, warum diese Hilfe von Menschen angenommen oder nicht angenommen wird.

Bild: Rolf Schmitt

Das Ahrtal heute

Drei Jahre nach der Flut ist der frühere Alltag nicht wieder zurückgekehrt. Verschiedene Zukunftsprojekte spenden Hoffnung.

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