Die Restaurierung der Hubertuskapelle in Hönningen/Ahr

Ulrich Eltgen

Nach der katastrophalen Flut vom 14.07.2021 im Ahrtal begann Dr. Ulrich Eltgen in Eigeninitiative ab Anfang August 2021 in dem Gebiet der gesamten Ahr mit der Sichtung von Kulturgütern, die die Flut überstanden hatten. Am Westufer der Ortschaft Hönningen wurde er auf die Hubertuskapelle aufmerksam.

Der erschütternde Anblick vom Zustand der Hubertuskapelle bewog Dr. Eltgen sofort und spontan sein fachliches Können helfend einzusetzen. Nach Kontaktaufnahme mit einer Anwohnerin bot er seine ehrenamtliche Hilfe für eine Restaurierungsmaßnahme dieser Kapelle an. Der anschließend verständigte Bürgermeister Jürgen Schwarzmann war sofort mit diesem Angebot denkmalpflegerischer Hilfe einverstanden.

Die Hubertuskapelle stammt aus dem 17. Jahrhundert, das heutige Gebäude wurde im 18. und 19. Jahrhundert ausgestattet und mehrfach saniert. Sie ist nicht nur architektonisch, sondern vor allem in religiöser Hinsicht an der Ahr bedeutend. Auf dem Pilgerweg nach Trier, an der Ahr entlang, stellt sie eine wichtige Station zum religiösen Innehalten dar, da in der Kapelle der Heilige Hubertus, der Schutzheilige der Jäger in der katholischen Kirche, verehrt wird. Historisch wird der Heilige Hubertus schon lange in der Westeifel und im angrenzenden Ardennengebiet von Belgien intensiv verehrt.

Bild: Andrea Burkhardt

Das Gebäude ist auf quadratischem Grundriss mit dickem, stabilem Mauerwerk errichtet, das Dach weist eine für das Ahrtal ungewöhnliche Form auf; ein schiefergedecktes Zeltdach, mit eingeknickten Rauten. An der Südseite der Kapelle ist ein Strebepfeiler der Wand vorgelagert, vermutlich als Stabilisierung bei Hochwasser. Die Fassade wird gegliedert durch rote Fachwerkbalken und Mauerwerk mit drei offenen vergitterten Fenstern.

In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts hat Theo Busch über dem Eingangsbereich die Hubertuslegende gemalt. Der Innenraum ist gegliedert in eine Vertäfelung mit ornamentalen Zementfliesen im Sockelbereich sowie Keramikfliesen am Boden. Im Deckenbereich aus dem 19. Jahrhundert sind Darstellungen der vier Evangelisten und das Lamm Gottes gemalt. Ehemals befanden sich sechs Heiligendarstellungen aus Holz im oberen Wandbereich, diese sind während der Restaurierungskampagne sicher ausgelagert. Dem Altarblock aus Tuffstein ist ein hölzerner Altarunterbau mit Bemalung in Ölfarbe vorgeschoben, darauf dargestellt wird die Heilige Familie im Blumenkranz. Sie ist stilistisch dem 18. Jahrhundert zuzuordnen und in sehr volkstümlicher Weise gemalt. Der hölzerne Altaraufsatz umschließt ein Ölgemälde mit der sehr detaillierten Darstellung der Hubertuslegende, welches stilistisch dem frühen 18. Jahrhundert, vermutlich aus dem Rheinland, zugeordnet werden kann. An den Seiten von Altarunterbau und Altaraufsatz sind hölzerne Ornamente mit verschiedenfarbiger Lüsterfassung angebracht, welche ebenfalls in Hönningen zwecks Restaurierung ausgelagert sind.

Seit Beginn der Restaurierungskampagne wurde eine umfassende Dokumentation über den Bestand der originalen Substanz in der Kapelle angefertigt. Einer umfassenden Restaurierung von Altar, Wand- und Deckengemälden geht eine detaillierte Befunduntersuchung mit Schadenskartierung und Maßnahmenkatalog voran. Unterstützung bei Recherchen und ersten Konservierungsmaßnahmen erhielt Dr. Eltgen von Annemie Ulrich, wohnhaft in Hönningen, Mitglied im Kirchenvorstand. Auf Betreiben von Dr. Eltgen wurde Mitte Juli 2022 zum Jahrestag der Flut eine Projektwoche unter seiner Leitung mit der Jugendbauhütte Rheinland durchgeführt, deren Thema die Dokumentation von originalem Befund und Zustand der Hubertuskapelle war. Für die Teilnehmenden war es das Abschlussseminar des Freiwilligen Jahres.

Bild: Andrea Burkhardt

Nachdem im Herbst 2021 freiwillige Helfende der Feuerwehr aus Halle/Saale und Anwohnende angeschwemmte Erdmaterialien entfernt hatten, konnte der Zustand ermittelt werden. Die Statik wurde als stabil befunden, die Architektur wies keine Schäden auf. Nur das Kapellendach und die Dachrinne an der Nordwestecke wurden durch einen angeschwemmten hölzernen Gartenpavillon beschädigt. Deren Reparatur wurde durch die Gemeinde veranlasst. Im Innenraum wurde der Altarunterbau provisorisch zunächst an die Südwand geschoben, konnte aus konservatorischen Gründen aber wieder in seine ursprüngliche Position zurückgeschoben werden. Die Fliesen am Boden und im Sockelbereich waren unbeschädigt, im Deckenbereich waren schmale Risse zu erkennen, die aber eindeutig älteren Datums sind.

Bislang erfolgten Maßnahmen im Außenbereich mit der Entfernung von angeflutetem Kies, Geröll und Erde. Auf dem Vorplatz der Kapelle konnten noch historische Pflastersteine und Schieferbodenplatten geborgen werden, die später bei der Außengestaltung wieder verwendet wurden. Die Fassade der Eingangsfront ist leicht gereinigt worden.

Im Innenbereich erfolgte die Reinigung von Bodenfliesen und Wandfliesen. Der Altarblock aus Stein ist nach der Reinigung mit dispergiertem Weißkalkhydrat gestrichen worden und die weißen unbemalten Wandflächen wurden leicht mechanisch gereinigt und anschließend mit dispergiertem Weißkalkhydrat dünn gestrichen. Eine Wandpartie in der Südostecke wird als Dokument der Flut mit Spuren von Verunreinigungen belassen. Die Deckenmalerei wurde nur leicht mechanisch gesäubert. Die Malschicht der ausgelagerten Teile von Altarunterbau und Altaraufsatz sowie die Wandfiguren sind an einigen Stellen partiell gefestigt worden und es erfolgte eine mechanische Reinigung als auch eine Reinigung mit Lösungsmitteln. Ebenfalls wurden der Altarunterbau und Altaraufsatz leicht mechanisch gereinigt. Der Befund der Ölmalerei auf Holz weist zahlreiche kleinere Fehlstellen auf, die 2023 noch retuschiert werden. Ein dünner Zwischenfirnis aus Dammarharz ist über die Malerei aufgezogen worden.

Während der Kampagne mit der Jugendbauhütte im Sommer 2022 entdeckte Dr. Eltgen im Inneren des Altarunterbaus eine Ölmalerei, direkt auf Holz gemalt. Dargestellt ist das Fegefeuer, das in das 18. Jahrhundert datiert werden kann.

Bild: Jürgen Schwarzmann

Aufgrund der Witterung wurde zur Winterzeit eine Pause eingelegt. Im Sommer 2023 werden die abschließenden Restaurierungsmaßnahmen aufgenommen und eine Fertigstellung ist geplant.

In Zukunft sollte nach Meinung von Dr. Eltgen die religiöse und kulturelle Einbindung der Hubertuskapelle auch in Hinblick auf den Tourismus besonders betont werden. Sein Motto für den ganzheitlichen Wiederaufbau des Ahrtales lautet: Nur eine zukunftsorientierte Denkmalpflege und angemessenes moderates modernes Bauen stehen im Einklang mit einem nachhaltigen Tourismus. Aktueller Hochwasserschutz und integrierter Naturschutz müssen mit einbezogen werden.

Bild: Annemie Ulrich