Die Situation der Schulen nach der Flut

Annemie Ulrich
November 2024


Schulen in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Adenau

In der Grundschule Antweiler konnte der Schulbetrieb nach den Sommerferien wieder aufgenommen werden. Drei Klassen wurden in der ehemaligen Schule in Reifferscheid untergebracht. Nach der Wiederherstellung der betroffenen Räume wurde die Schulgemeinschaft wieder zusammengeführt.

Bild: Annette Holzapfel

Schulen in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Altenahr

In der Verbandsgemeinde Altenahr waren vier Schulen vom Hochwasser betroffen. Der Zerstörungsgrad war bei dreien so hoch, dass diese Gebäude nicht mehr genutzt werden konnten.
Grundschule und Ahrtalschule Realschule plus in Altenahr-Altenburg waren nicht mehr nutzbar und haben nach Übergangsstandorten an der Hocheifelrealschule plus in Adenau für die Realschüler:innen und für die Grundschüler:innen in der GS Gelsdorf und GS Ahrbrück später in einer Containeranlage in Gelsdorf eine vorläufige Bleibe gefunden. Der Schulstandort Alt¬enburg soll erhalten und wieder aufgebaut werden.

Die Grundschule St. Martin in Dernau war nach dem Hochwasser ebenfalls nicht mehr nutzbar, sie wird am selben Standort wieder aufgebaut. Nach der Flut wurden die Schüler und Schülerinnen in zwei Klassen in der Grundschule Gelsdorf sowie vier weiteren in den Grundschulen Leimersdorf und Ringen untergebracht. Mittlerweile befindet sich die Schule in einer Containeranlage in Marienthal.

Die Denntalschule in Ahrbrück war durch einen Rückstau betroffen, konnte jedoch schnell saniert werden und zum Schuljahresbeginn 21/22 ihren Betrieb vollumfänglich aufnehmen.

Bild: Annette Holzapfel

Schulen in Trägerschaft des Landkreises Ahrweiler

Sieben Schulen wurden im Stadtgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig in Mitleidenschaft gezogen; Erd- und Kellergeschosse sowie die Haustechnik wurden zerstört. Rund 5900 Schüler und Schülerinnen bzw. 75 Prozent der Schülerschaft waren unmittelbar betroffen. Zum Schulstart am 30.08.2021 gelang es, für alle Schulen- teils auf dem eigenen Schulgelände, teils in anderen Schulen innerhalb und außerhalb des Landkreises- eine Lösung zu finden. Im Anschluss begann die Umsetzung mittelfristiger Lösungen zur temporären Unterbringung und Zusammenführung der Schulgemeinschaften.

Das Are-Gymnasium erhielt einen Ersatzschulstandort im Innovationspark Grafschaft. Da das Schulgebäude größtenteils zerstört wurde, muss es aufwändig saniert werden.

An der Berufsbildenden Schule konnten ab November 2021 die unversehrten Bereiche des Hauptgebäudes sowie temporäre Gebäude mit Klassen-, Neben- und Unterrichtsräumen wieder für den Unterricht genutzt werden. In zwei weiteren Zeltgebäuden wurden eine temporäre Unterrichtswerkstatt und eine Kfz-Halle eingerichtet. Der Wiederaufbau muss unter den schwierigen Bedingungen des Hochwasserschutzes erfolgen und geht über die reine Wiederherstellung des Status quo hinaus.

Die Schulgemeinschaft des Peter-Joerres Gymnasium konnte ab November 2021 von den Räumen der beiden Schulen des Calvarienbergs wieder ins Schulgebäude zurückkehren und die unversehrten Obergeschosse für Unterrichtszwecke nutzen. Der Verwaltungsbereich befindet sich derzeit in einer gesonderten Containeranlage auf dem Schulhof. Eine weitere Containeranlage wird als Aufenthaltsbereich für die MMS sowie die Fächer Kunst und Musik genutzt.

Die Sporthalle kann nach Sanierung wieder für den Unterricht genutzt werden

Bild: Annette Holzapfel

Die „von Boeselager“ Realschule plus konnte nach den Sommerferien mit zusätzlichen zwölf Containerklassen und Bürocontainern ihren Unterricht gewährleisten. Dies wurde möglich durch das schnelle und besonnene Agieren vom Großteil der Schulgemeinschaft und die enorme Hilfe von Bundeswehr, THW und vielen Freiwilligen.

Die Schülerinnen und Schüler der Don-Bosco-Schule/Schulzentrum Bachem, fanden Unterkunft an den Standorten der Janusz-Korczak-Schule in Sinzig, der Burgwegschule im 20 Kilometer entfernten Burgbrohl sowie der 35 Kilometer entfernten Nürburgringschule. Mit Beginn des Schuljahres 22/23 konnte die Schulgemeinschaft wieder am eigens errichteten Ersatzschulstandort in der Schützenstraße in Ahrweiler zusammengeführt werden. Hier entstanden in Containerbauweise ein komplettes dreigeschossiges Schulgebäude sowie ein zweigeschossiges Verwaltungsgebäude.

Die Standortfrage wurde 2024 geklärt und der Wiederaufbau am Schulstandort in der St.-Pius-Straße beschlossen.

Die Schüler und Schülerinnen der Levana-Schule/Schulzentrum Bachem, waren in Neuwied (34 Kilometer Entfernung) in den Räumen der Christiane-Herzog-Schule sowie der Landesblindenschule untergebracht. Seit April 2023 ist die Schulgemeinschaft ebenfalls auf dem Schulstandort Schützenstraße in Ahrweiler in einer Containeranlage wieder zusammengeführt.

Die Durchführung einer Risikoanalyse und Gespräche der Verwaltung mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion unter Beteiligung des Bildungsministeriums führten im Jahre 2024 zu dem Ergebnis, die Levana-Schule an einen hochwasser- und sturzflutsicheren Standort zu verlagern.

Das Rhein-Gymnasium in Sinzig als im Quervergleich weniger stark betroffene Schule, konnte in weiten Teilen zum Schulstart wieder genutzt werden. Hier bestand die größte Herausforderung in der Wiederherstellung der Haustechnikinfrastruktur, die sich im überfluteten Kellerbereich befand.

Während die Schulen in der Kreisstadt mit Fernwärme versorgt werden, ging hier auch die Heizungsanlage verloren, die durch eine temporäre Ölheizung ersetzt wurde.

Bild: Annette Holzapfel

Schulen in Trägerschaft Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

In der Grundschule Bad Neuenahr waren das komplette Untergeschoss und Erdgeschoss überflutet. Nach den Sommerferien konnte der Schulbetrieb vor Ort wieder aufgenommen werden. Die Klassen wurden in der geteilten Aula, in entkernten Klassenräumen und zeitweise in Zelten untergebracht. Auf dem bisherigen Schulgelände wird ein kompletter Neu¬bau errichtet.

In der Grundschule Ahrweiler waren ebenfalls Untergeschoss und Erdgeschoss vollständig überflutet. Nach den Sommerferien konnte der Schulbetrieb eingeschränkt in 16 Räumen für 16 Klassen starten. Das obere Foyer dient zurzeit der Essensausgabe und gleichzeitig als Bibliothek. Das Untergeschoss ist entkernt und wird voraussichtlich 2024/25 wieder vollumfänglich genutzt werden können.
In den Tagen nach der Flut hatten sich Personen gesammelt, die ein Helfendenzentrum in der Schule aufbauten. Nachdem klar wurde, dass dies „Querdenker“ waren, drängten Schule, Stadtverwaltung, Polizei und Politik sie zum Verlassen der Räumlichkeiten.

In der Erich-Kästner Realschule Plus Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde das komplette Erdgeschoss durch die Flut zerstört. Der Schulbetrieb konnte nach den Sommerferien in der ers¬ten und zweiten Etage des Schulgebäudes wieder aufgenommen werden. Die zerstörten Toiletten ersetzte man durch Toilettencontainer, ein Mensazelt wurde neben dem Schulhof aufgestellt.

Bild: Annette Holzapfel

Schulen in Trägerschaft Stadt Sinzig

Die Regenbogenschule Sinzig hatte im Vergleich mit anderen Schulen geringe Schäden. Im Kellergeschoss war kein Raum mehr nutzbar, hier musste kernsaniert werden.
Der Schulunterricht konnte nach den Sommerferien in allen Klassenräumen und auf allen Stufen wie geplant starten.

Die Realschule Plus Barbarossaschule Sinzig konnte zum Schuljahresbeginn im beschädigten Gebäude eingeschränkt ohne Bücher und digitale Medien starten. Das Erdgeschoss und der Keller waren komplett zerstört, Turnhalle sowie alle weiteren Sportstätten im Au¬ßenbereich waren nicht mehr nutzbar.
Die Verwaltung, das Lehrerzimmer, Umkleideräume und Fachräume sowie Toiletten wurden als Containerlösung auf dem Schulgelände platziert.

Bild: Annette Holzapfel

Alle betroffenen Kindertagesstätten und Schulen berichten von einem unbeschreiblichen Maß an Unterstützung. Sowohl bei den Aufräum- und Säuberungsarbeiten als auch durch Spenden. Deutschlandweit engagierten sich hier Menschen, um nach den Sommerferien den Schul- und Kindertagesstättenbetrieb wieder zu ermöglichen und in Gang zu bringen. Neben diesen Herausforderungen waren die Pädagogen und Pädagoginnen, die teilweise privat selbst betroffen waren, mit den unterschiedlichsten Fluterlebnissen der Kinder und Jugendlichen konfrontiert. Es herrschte ein absoluter Ausnahmezustand und der feste Wille, den Kindern nach den Sommerferien durch einen konstanten Kindertagesstätten- und Schulbetrieb ein Stück Normalität und Sicherheit zu geben.
Was allen nach der Flut unvorstellbar erschien konnte tatsächlich durch diesen Kraftakt ver¬wirklicht werden.

Die Levana Schule, das Are Gymnasium und die Barbarossaschule haben mit dem Initiator Tobias Greilich das kooperative Buchprojekt „Schule zwischen Corona und Flut“ durchgeführt. Im Buch werden künstlerische Arbeiten, Eindrücke und Erlebnisse der Schülerinnen und Schüler zum Thema dargestellt.

Bild: Annette Holzapfel