Der Verlauf der Flutkatastrophe
Erlebnisbericht K. Klaesgen
Schuld
Dezember 2022
Katharina Klaesgen
Katharina Klaesgen aus Schuld schrieb den folgenden Bericht:
Zerstörtes Dorfidyll
Für viele Schulder begann mit dem 14.07.2021 eine neue Zeitrechnung in ihrem Leben und dem kulturellen Gedächtnis der Gemeinde Schuld: die Zeit nach der Flut. Die einzigartige geologische Lage der Gemeinde, die von der Ahr in einer Schleife wie ein Omega umschlossen wird, und deren Ortsteile sich mit 80 Metern Höhenunterschied in der Landschaft erstrecken, verwandelte sich von einem Idyll in ein Horrorszenario. Enorme Regenmengen in dem nordwestlichen Einzugsgebiet der Ahr, die vor allem die Nebenflüsse im Oberen Ahrtal wie den Trierbach und den Armuthsbach zu reißenden Gewässern mit hohen Fließgeschwindigkeiten werden ließen, verwandelten die Ahr in einen zerstörerischen Fluss, der riesige Krater in Straßen riss, Häuser einstürzen ließ und den Ortskern in eine Trümmerlandschaft aus verkeilten Fahrzeugen, entwurzelten Bäumen, herabgestürzten Gebäudeteilen und weggespülten Hausrat transformierte.
Vorsorgemaßnahmen wie das Hochziehen der Fußgänger- und Radfahrerbrücke „Stefansbrücke“ und der Aufbau der Hochwasserschutzeinrichtung um die Dorfgemeinschaftshalle „Bubenleyhalle“ hatten gegen diese Naturkatastrophe keine Chance. Die „Stefansbrücke“ sowie die „Bubenleyhalle“ stürzten ein, ihre Überreste wurden in den Fluten mitgerissen. Zwischen 16 und 21 Uhr stieg der Pegel der Ahr laut Ortsbürgermeister Helmut Lussi um ca. 1m pro Stunde auf apokalyptische 7,87m an.
Die Einwohner versuchten ab ca. 17:00 Uhr gemeinsam mit Feuerwehreinheiten und im Familien- und Nachbarschaftskreis ohne Strom, mobiles Netz und Festnetz, Schäden zu minimieren. Koffer mit wichtigen Gegenständen wurden gepackt, Sandsäcke zur Absicherung vor Gebäude gelegt, Autos in höher gelegene Ortsteile gefahren und Nachbarn vor der herannahenden Gefahr gewarnt. Ab ca. 18:30 Uhr befanden sich fast alle vor Ort im Lebensrettungsmodus: Personen flüchteten sich auf Anhöhen in ihren unterspülten Ortsteilen, suchten Zuflucht im Pfarrheim, kletterten aus eingeschlossenen Häusern in die Schaufeln von Radladern oder retteten sich in die obersten Etagen ihrer Häuser. Geschockt sprachen sie sich Mut und Hoffnung zu, verbrachten Stunden voller Angst auf Rettung wartend in ihren Häusern, tauschten sich mit den Einsatzkräften vor Ort aus und beobachteten den Pegelstand der Ahr. Gemischte Teams aus Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Schuld und der DLRG Andernach retteten ca. 30 Personen, 9 von ihnen in akuter Lebensgefahr, unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Niemand starb in Schuld. Um ca. 22:00 Uhr stoppte der Regen, der Pegel fiel. Der Lärm der Ahr und Helikopter sowie der Öl- und Fäkaliengestank brannten sich ins Gedächtnis vieler ein. 144 von 320 Privathaushalten waren in unterschiedlichen Graden betroffen, etliche Gewerbe ganz (Pizzeria, Frischemarkt, Bäckerei, Angelteiche, Kneipe, Campinglatz, Natursteinbetriebe, Freiberufler) oder teilweise (Schreinereien, Biker-Treff, Kfz-Werkstatt) zerstört, viele Straßen, 2 Brücken, 3 Bushaltestellen, 1 Kinderspielplatz, 1 Tennisplatz, 2 Sportplätze sowie die Dorfgemeinschaftshalle, das als Jugendtreff umfunktionierte ehemalige Pumpenhäuschen, der Dorfplatz mit Brunnen, das Kriegerdenkmal und 2 Wanderrastplätze zertrümmert.
Umgang mit der Katastrophe: Krisenstäbe, Nachbarschaftshilfe und Eigenorganisation
Die Tage und Wochen nach der Flut waren durch Gefühle der Surrealität, Verzweiflung sowie des Schocks, aber auch des Optimismus, der Solidarität und Dankbarkeit geprägt. Da die Gemeinde Schuld anders als andere Gemeinden ahrabwärts für Einsatz- und Rettungskräfte, Katastrophenbewältigungseinheiten sowie privat Helfende erreichbar war, wurden ad-hoc Einsatzkräfte der Blaulichtfamilie (Feuerwehr, Polizei, DRK), Notfallseelsorger, Einsatzgruppen des THWs und der Bundeswehr in den Ort beordert. Es bildeten sich mehrere Krisenstäbe, die aus regionalen und bundesweiten Kräften zusammengesetzt waren und die Gefahrenabwehr-, Rettungs- sowie Räumungsarbeiten in den ersten Wochen koordinierten. Rund um die neue Einsatzzentrale, das höher gelegene Pfarrheim, wurden die Katastrophenbewältigungsarbeiten gesteuert. Der ganze Ort wurde in verschiedene Einsatzgebiete aufgeteilt, die nach dem Verlauf der Omega-Schleife nummeriert waren. Überall kümmerten sich Einsatzteams um die Wiederbefahrbarkeit von Straßen, die Räumung der Berge an Unrat und Schutt, die Wiederherstellung einer Wasser-, Abwasser- und Stromversorgung, die Absicherung von einsturzgefährdeten Gebäuden sowie abrutschgefährdeten Hängen und die Instandsetzung der Telekommunikationsinfrastruktur.
Tausende freiwillige Helfende aus Orten in der Nachbarschaft, Rheinland-Pfalz, ganz Deutschland, aber auch Europa, strömten teilweise mit schweren Geräten, aber immer mit einem „Aufräum-Werkzeugkasten“ (Arbeitskleidung, Eimer, Schaufeln, Schubkarren, Werkzeug), Lebensmittelspenden und nützlichen Sachspenden im Katastrophenfall (Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Notstromaggregat, Gaskochern), zupackenden Händen und mitfühlenden Worten ausgestattet, nach Schuld. Die Versorgung der Einwohner, Einsatzkräfte und Helfenden mit Lebensmitteln, Drogerieartikeln und sozialer Nähe wurde in 4 Verpflegungsstützpunkten, die von engagierten Bürgern aus Schuld, lokalen Gastronomiebetrieben, Helfenden und Mitarbeitern der Bundeswehr und des DRKs betrieben wurden, organisiert.
Die katholische Pfarrkirche St. Gertrud wurde von Dorfbewohnern und freiwilligen Helfern in ein Spendenverteilzentrum umfunktioniert. Bis Ende Dezember 2021 konnte man sich hier mit Kleidung, Drogerieartikeln, Haushaltswaren, Arbeitsmaterialien etc. versorgen. Um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen, aber auch die Einwohner über die Maßnahmen der Einsatzkräfte zu informieren, wurde in Eigeninitiative ein Netzwerk von verschiedenen WhatsApp-Gruppen gegründet und eine Informations- und Anlaufstelle, das Bürgerbüro Schuld, am Pfarrheim installiert. Hier kommunizierte man mit den Krisenstäben vor Ort, informierte die Betroffenen über Hilfsangebote, und koordinierte Hilfseinsätze. Alle einte ein Ziel: die schnelle Beseitigung der Zerstörung und bestmögliche Unterstützung beim kommunalen sowie privaten Wiederaufbau.
Solidarität und Engagement der Hilfsorganisationen
„Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen“. Diese Maxime von Cicero wurde von dem Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Schuld, Tobias Lussi, in vielen Dankesreden erwähnt und transportiert die Emotionen vieler in Relation zu der grenzenlosen Solidarität und Hilfsbereitschaft, die sie von allen Seiten seit der Flutkatastrophe erfuhren und auch weiterhin erfahren. Die unglaubliche Kraft dieser Mitmenschlichkeit schenkte Hoffnung, machte sprachlos und symbolisierte das Beste in der Gesellschaft: Empathie und Zusammenhalt.
Ohne das tatkräftige Handeln und die positiven Worte aller, wäre das Projekt Wiederaufbau gescheitert. Ohne die Einsatzkräfte der Blaulichtfamilie, die Verletzte medizinisch versorgten, die Trinkwasserversorgung gewährleisteten, den Bürgern durch ihre Präsenz ein Gefühl der Sicherheit vermittelten und die Aufräumarbeiten vor Ort koordinierten; ohne die Soldaten der Bundeswehr, die bei der Katastrophenbewältigung vielfältige Aufgaben übernahmen und ohne die Mitarbeiter des THWs, die sich gemeinsam mit Experten vor allem um die Wiederherstellung der kritischen Infrastruktur durch provisorische Brücken und Strom-, Wasser-, Abwasser- und Telekommunikationsleitungen kümmerten, wäre die Katastrophe nie bewältigt worden.
Ohne die Landwirte, Forstwirte, Lohnunternehmer und Bauunternehmer, die ad-hoc nach Schuld kamen, um Treibgut zu beseitigen, Straßen zu reparieren und befahrbar zu machen; ohne die zehntausenden freiwilligen Helfenden, die Geld spendeten, Sachspenden organisierten, ihre Ferienwohnungen zur Verfügung stellten, in den Eimerketten des Helfer-Shuttles Schlamm schleppten, in den Entkernungskommandos der Dachzeltnomaden Putz stemmten oder Veranstaltungen wie den Benefiz-Weihnachtsmarkt 2021 in Schuld organisierten, und ohne die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, die z.B. in dem Fluthilfebüro der Malteser in Schuld neben finanziellen Unterstützungsangeboten vor allem psychosoziale Projekte initiierten und initiieren, die auf den Kaffeetouren des Hoffnungswerks sowie des Haus der Hoffnung neben Kaffee und Kuchen auch Gespräche anboten und die Soforthilfen, Elektrogeräte oder Tiny-Häuser bereitstellten, wären viele Menschen verzweifelt.
Ohne die Solidarität aus Nachbargemeinden, insbesondere der Ortsgemeinden Harscheid, Winnerath und Wershofen, die in Harscheid auf Initiative der First-Responder Harscheid in der Flutnacht eine medizinische Versorgungsstation für Verletzte errichteten, ihr Gemeindehaus zu einem Spendenverteilzentrum, Camp für Helfende und einer Versorgungsstation umfunktionierten oder in Winnerath Betroffene in Ferienwohnungen/Hotels aufnahmen, Sachspenden sowie Geldspenden sammelten und mehrere Kuchenverkäufe für Flutbetroffene organisierten oder in Wershofen den Evakuierten vom Campingplatz Schuld eine Notunterkunft anboten, sie mit Lebensmitteln versorgten und ihnen Sachspenden schenkten, hätten sich viele in der Ortsgemeinde Schuld alleine gefühlt.
Ohne das unermüdliche Engagement der kommunal-, landes- und bundespolitischen Entscheidungsträger und Behördenmitarbeiter, die vor Ort anpackten, finanzielle Unterstützung über den Bürgerfonds der VG Adenau auszahlten, die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Wiederaufbauhilfen und der Soforthilfen beschlossen und den Betroffenen sowie Kommunen durch den Bürokratiedschungel halfen und ohne die Ingenieure, Architekten und Wissenschaftler, die die Standhaftigkeit von Gebäuden beurteilten, mit ihrer Expertise in den Architektenberatungspunkten zur Verfügung stehen und Konzepte für einen nachhaltigen, hochwasserresilienten Wiederaufbau entwickeln, wäre das Ahrtal ohne Zukunft. Doch das Engagement, insbesondere auch des ehrenamtlichen Gemeinderats rund um Ortsbürgermeister, Helmut Lussi, und die Zusammenarbeit aller transportierte eine Botschaft: „Gemeinsam bauen wir Schuld – und das ganze Ahrtal - anders, aber zukunftsorientiert und schön wieder auf.“
Eine neue Zeitrechnung: Schuld nach der Flut
Der 14.07.2021 läutete eine neue Zeitrechnung ein: die Zeit nach der Flut. 144 von 320 Privathaushalten waren durch die Flut mit Schäden an ihren Gebäuden betroffen. Ca. 20 Gebäude mussten nach der Flut abgerissen werden, ca. 70 waren für lange Zeit unbewohnbar. Der Wiederaufbau gestaltet sich als Marathon mit verschiedenen Hürden und sehr unterschiedlichen Aufbautempi. Während die ersten Bewohner in ihre schwer betroffenen Häuser schon im Dezember 2021 wieder einziehen konnten, stehen andere Häuser weiterhin noch, wie in der Zeit eingefroren, in einem entkernten Rohbaustadium.
Das unterschiedliche Aufbautempo erklärt sich durch verschiedene Faktoren: multiple Betroffenheit mit mehreren Gebäuden, unterschiedliche Verfügbarkeit von Handwerkern, Architekten und Fachfirmen, verschiedene Geschwindigkeiten der Regulierung durch die Elementarschadensversicherung oder der Bewilligung der Wiederaufbauhilfen, differierende Grade der Zerstörung. Ein Ersatzvorhaben, egal ob an der gleichen oder einer anderen Stelle, dauert durch die benötigten öffentlich-rechtlichen Genehmigungen (Baugenehmigung, wasserrechtliche Genehmigung, etc.) und den Neubau des Hauses länger als eine Sanierung. Unterschiedliche Unterstützungsleistungen durch freiwillige Helfer und individuelle Lebensumstände (Alter, persönliche Schicksalsschläge, gesundheitliche Probleme, psychische Gelähmtheit, etc.) beeinflussen den Wiederaufbau darüber hinaus.
Dieses unterschiedliche Wiederaufbautempo und das Fluttrauma haben auch Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur in Schuld. Vor der Flut zählte Schuld ca. 720 Einwohner, im Dezember 2021 ca. 620 und im Dezember 2022 ca. 650. Einige bauen ihr Gebäude auch mit Hochdruck wieder auf, sodass sie zeitnah wieder in ihrer Heimat leben können. Da aber insbesondere Mietshäuser noch nicht wieder aufgebaut sind und ihre Zukunft teilweise weiter fraglich ist, werden einige auch nicht mehr nach Schuld zurückkehren. Insgesamt haben ca. 30 Flutbetroffene den Ort für immer verlassen. Die meisten von ihnen, weil ihre Mietswohnungen noch nicht wiederhergestellt worden waren. Einige, da sie wegen Berufs- oder Ausbildungschancen in den Raum Köln-Bonn gezogen sind, andere, weil sie ihren Lebensabend in einem Seniorenheim oder bei der Familie verbringen wollen. Es haben aber ca. 5 Familien flutbetroffene Häuser in Schuld gekauft und saniert, sodass die Bevölkerungsstruktur durch die Flut nicht grundlegend verändert wurde.
Natürlich war und ist nach der Flut aber vieles anders. Das Dorfleben an sich hat sich grundlegend verändert, da die Lebensmittelnahversorgung sowie die sozialen Treffpunkte komplett zerstört wurden. Die traditionsreiche Landbäckerei Schlösser mit integriertem Café musste abgerissen werden, soll aber im Spätsommer 2024 wiedereröffnen; die Metzgerei mit integriertem Tante-Emma-Laden, „Frischemarkt Thiesen“, wurde von den Eigentümern aufgegeben und der Gastronomiebetrieb „Arya Grill Pizzeria“ eröffnete nach einem Abriss an anderer Stelle Anfang Oktober 2022 neu. Die Dorfgemeinschaftshalle, „Bubenleyhalle“, die von der Dorfgemeinschaft in ehrenamtlicher Arbeit saniert und für Karnevalsfeiern, Dorffeste, Wahlen, etc. genutzt wurde, wurde in den Fluten mitgerissen. Ein Kinderspielplatz, ein Tennisplatz, zwei Sportplätze, ein Jugendtreff, ein Dorfplatz samt Ölmühle und Brunnen sowie der in Eigenleistung von einem Schulder Imker errichtete Sitzplatz an der Stefanseiche, alles Orte, die Jung und Alt nutzten, um sich zu treffen, an Spielgeräten auszutoben, Sport zu treiben oder gesellige Stunden an der Ahr zu verbringen, sind verschwunden. Auch wenn viele dieser Treffpunkte wieder aufgebaut oder durch alternative Angebote (Klappcafé, Seniorentreffs, Verkaufswagen, etc.) aufgefangen werden, fehlen sie insbesondere den Kindern und Jugendlichen sowie den Senioren.
Generell hat sich das Zusammenleben im Ort durch die Flut sehr verändert. Während viele Nachbarschaften durch gemeinsame Unterstützungsaktionen nach der Flut und die Erfahrungen der Flutkatastrophe enger zusammenwuchsen, neue Freundschaften entstanden und sich in den Kompetenz-Teams interessierte Schulder in verschiedenen Bereichen aktiv im Wiederaufbau engagieren, dividiert sich das neue Zusammenhaltsgefühl in den letzten Monaten immer mehr auseinander: in Betroffene und Nicht-Betroffene, Ur-Schulder und Zugezogene, Engagierte und Desinteressierte. Es wäre wünschenswert, dass in Zukunft das „Wir-Schulder - Gefühl“ wieder lauter und gemeinsam an einem Ziel gearbeitet wird: Schuld schöner wiederaufzubauen.
Wiederaufbau – Zwischen Marathonlauf und Leuchtturmprojekten
„Der Wiederaufbau ist ein Marathonlauf mit vielen Höhen und Tiefen, der vor allem eins verlangt: Durchhaltevermögen.“ Dieser Leitsatz, der von vielen Entscheidungsträgern im Ahrtal immer wieder in Bezug auf den Prozess des Wiederaufbaus verwendet wird, musste zunächst von vielen Betroffenen – ob Kommunen, Privathaushalten, Unternehmen oder Vereinen – erst einmal akzeptiert werden. Im Aktionismus der ersten Wochen und Monate glaubten viele, dass der Wiederaufbau eine Frage von 1-2 Jahren wäre. Angesichts der Zerstörung, der Komplexität der Wiederaufbau-Themen und zukunftsweisenden Entscheidungen merkten alle aber schnell, dass der Wiederaufbau ein Projekt von 8-10 Jahren ist. Es muss einfach zu viel erneuert und wieder aufgebaut werden. Und gute Planung braucht zukunftsweisende Ideen, intensive Aushandlungsprozesse und vor allem eins: Zeit. Ob es um die Erneuerung der Straßen, die Gestaltung einer „Grünen Oase“, eines Naherholungsgebietes mit Parkanlagen, Dorfplatz, etc., im Dorfkern, die Neuerrichtung der „Domhof-Brücke“ oder den Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses geht: alle Projekte brauchen Zeit, ausgearbeitete Konzepte, Abstimmungsprozesse mit Behörden und die Mitsprache sowie Mitgestaltung der Einwohner vor Ort.
Der Maßnahmenplan Wiederaufbau 2021 der Ortsgemeinde Schuld umfasst im Bereich „Allgemeine kommunale Infrastruktur“ ca. 40 Einzelmaßnahmen mit einem Gesamtkostenvolumen von ca. 17 Mio. Euro. Zu den Einzelmaßnahmen zählen u.a. die Erneuerung der Ortstraßen“, der hochwasserresiliente Neubau der Brücke „Domhof“, die Instandsetzung des Brückengeländes der „Bahnhofbrücke“, die Neuanlegung von Wegen entlang der Ahr und Reparatur von Wirtschaftswegen, der Bau von Hangsicherungen in der „Römerstraße“ und „Hauptstraße“, die Wiederherstellung von Uferbefestigungen und Neukonzeption des Ahrtal-Radwegs samt Brücke, der Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses samt Jugendtreff und die Neuerrichtung eines Spiel- sowie Bolzplatzes im Dorfkern.
Zu den Leuchtturmprojekten in Schuld gehören mit Sicherheit der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses, die Errichtung eines Naherholungsgebietes mit Parkanlage, Dorfplatz, Wegen zur Ahr etc. im Dorfkern und der Neubau eines Spiel- und Bolzplatzes. Das Herzensprojekt der Gemeinde Schuld, insbesondere des Ortsbürgermeisters, ist der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses mitten im Ort. Aufgrund seiner Lage im ÜSG Ahr wird das neue Dorfgemeinschaftshaus hochwasserangepasst und energetisch optimiert gebaut werden. Die Ortsgemeinde hat das Grundstück für das neue Dorfgemeinschaftshaus bereits erworben und einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Der Plan ist, das neue Dorfgemeinschaftshaus durch den Einsatz erneuerbarer Energiequellen in PV-Modulen und Heizsystemen sowie die Einspeisung von der selbst produzierten Energie in das Stromnetz klimaneutral zu errichten. Darüber hinaus soll das neue Dorfgemeinschaftshaus über einen großen Versammlungsraum für Feste und Veranstaltungen, Büroräume für die kommunale Verwaltung und Aufenthaltsräume für Jung und Alt verfügen. Im Außenbereich ist neben Sitzgelegenheiten und genügend Parkplätzen auch die Errichtung von E-Ladestationen geplant.
Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist die Errichtung einer interkommunalen Sportstätte in der Ortsgemeinde Insul, die von den Ortsgemeinden Schuld, Dümpelfeld und Insul gemeinsam geplant wird, da nur in Insul auf dem Sportplatzgelände wieder eine neue Sportstätte entstehen darf. In Schuld und Dümpelfeld werden als sportliche Spielstätten für die Kinder und Jugendlichen jeweils Kleinspielfelder entstehen. Die Errichtung einer „Grünen Oase“ im Ortskern, die aus einem Naherholungsgebiet mit Parkanlage, Dorfplatz, Sitzgelegenheiten und direkten Zugangsmöglichkeiten zur Ahr bestehen soll, soll als weiteres Leuchtturmprojekt Hochwasser- und Naturschutz vereinen und das Verhältnis der Schulder zur Ahr, die in einem blauen Wellenbogen auch auf dem Ortswappen verewigt ist, neu definieren. Denn die Ahr wird die Identität von Schuld immer prägen.