Der Verlauf der Flutkatastrophe

Erlebnisbericht A. Dresen

Fuchshofen
Juli 2024
Albert Dresen

Albert Dresen aus Fuchshofen berichtet im Juli 2024:

Dieser unvergessliche 14. Juli 2021 begann, wie im gesamten Ahrtal an den Tagen vorher: mit Regen, der sich schon morgens so verstärkte, als ob Wasser in Kübeln vom Himmel fiele und der das Hochwasser der Ahr kräftig ansteigen ließ. Gegen Mittag ging ich daher zu dem direkt am Ahrufer gelegenen Bauernhof, an dem ich den Eigentümer mit seiner Ehefrau antraf. Der Landwirt meinte, wenn es nicht schlimmer würde als 2016, könnten Gebäude und Tiere vom Ahr-Hochwasser verschont bleiben.
Nur zwei Stunden später, etwa gegen 14:30 Uhr, hatte sich das Hochwasser aber schon bis an die Außenmauern der Stallungen ausgebreitet, in denen sich noch elf Stiere befanden. Kurze Zeit später, als der Bauer mit seinem Traktor und einem angehängtem Viehtransporter kam, um die Tiere in Sicherheit zu bringen, waren auch die Stallungen selbst von innen so überflutet, dass die Tiere dort bis zum Bauch im Wasser standen. Wir trieben sie gemeinsam schnellstens in den Anhänger und der Bauer fuhr mit ihnen in einen Nachbarort, wo er sie in Sicherheit brachte.

Die Frau des Bauern und ich hatten bei der Hektik nicht bemerkt, dass durch das immer weiter steigende Wasser die Ahr zu einem reißenden Strom flussabwärts Richtung Schuld angeschwollen war, was uns daran hinderte, die Stallungen ohne Lebensgefahr zu verlassen. Uns blieb als Rettung nur eine Treppe neben dem Stalltor, die weiter nach oben auf einen an der Außenwand angebrachten kleinen Balkon oberhalb der Milchküche führte. Es war ca. 16:00 Uhr und wir ahnten damals noch nicht, dass wir dort die Nacht verbringen würden. Bis zum nächsten Morgen um ca. 04:30Uhr harrten wir aus, völlig durchnässt und frierend, voller Angst, dass der Balkon mit den Gebäuden zusammenbrechen könnte.
In dieser Zeit hatten zunächst Helfer aus dem Ort von der den Stallungen gegenüberliegenden Böschung aus, die höhenmäßig dem Balkon entsprach, versucht, mit uns Kontakt aufzunehmen, doch das Getöse der Wassermassen verhinderte jede Verständigung. Immerhin konnte für jeden von uns beiden ein Seil zur eventuellen Rettung gespannt werden. Die Feuerwehr aus Adenau, die ungefähr um 22:30 Uhr eintraf, scheiterte mit dem Versuch, uns mit einem Schlauchboot zu retten. Wegen der starken Strömung schaffte das Schlauchboot es nicht bis zu unserem Balkon.

Durch die vielen Notrufe über Telefon oder Handy waren überall sämtliche Rettungskräfte im Einsatz. Hubschrauber kreisten über unseren Köpfen. Die Straße auf der anderen Seite der Ahr war auch überflutet und der Autoverkehr damit unmöglich.
Als der Regen nachgelassen und die Wassermassen sich etwas „beruhigt“ hatten, gelang es dem Bauern um ca.04:30 Uhr morgens seine Frau und mich mit seinem Traktor über die Frontschaufel zu retten, in die wir von unserem Balkon aus steigen konnten.
Der Landwirt verlor durch die Flut Gebäude mit 5 Stallungen für verschiedene Tiere. Nur ein teilweise sehr beschädigter Stall kann wieder aufgebaut werden.