Der Verlauf der Flutkatastrophe
Erlebnisbericht M. Karschat
Ahrdorf und Ahrhütte
Mai 2023
Michelle Karschat
Am Mittwoch, 14.07.21 sind enorme Wassermassen durch Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geflossen, auch durch das Gemeindegebiet Blankenheim. Dabei führte der Regen, der Tage zuvor schon gefallen war und während des gesamten 14. Juli andauerte, sehr schnell zu der Hochwasserkatastrophe, die schließlich die ganze Region verwüstete. Rund 140 Liter pro Quadratmeter wurden mittwochs am Klärwerk Blankenheim gemessen. Die Ahr, die nah an ihrer Quelle eigentlich noch recht beschaulich durch das Tal fließt, trat meterweise über ihre Ufer und jedes kleine Bächlein wurde zum Sturzbach. Mit den ersten Zuflüssen der Ahr nur wenige Kilometer von der Quelle entfernt schwoll der Fluss so stark an, dass das Tal, hier noch zumeist aus Wiesen bestehend, geflutet wurde. Teilweise drückte das Grundwasser nach oben. Es war kaum nachvollziehbar, von wo überall plötzlich Wasser herbeiströmte.
Nach nur einer Nacht war das Allerschlimmste in der Gemeinde Blankenheim überstanden, aber die Schäden, die zurückblieben, waren zum Teil massiv. Leider gab es neben den Schäden an Hab und Gut auch Verletzte.
Straßen und Brücken wurden zerstört, Wohnhäuser und Betriebe unbewohnbar bzw. unbenutzbar. Die Verwaltung vermittelte deshalb Wohnraum an jene, die plötzlich eine Unterkunft brauchten. Wenn nicht der private Wohnraum betroffen war, waren es die Betriebe, wie zum Beispiel der Campingplatz in Ahrdorf und die Schreinerei in Ahrhütte, die durch das Wasser verwüstet wurden und nun ein Arbeiten unmöglich machten. Die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen wurde erneut bedroht, nachdem durch den langen Corona-Lockdown schon viele Betriebe um ihre Zukunft bangten. Hierzu gehörten auch jene, die stark vom Tourismus abhängig sind, denn wieder hieß es: "Bleiben Sie bitte zunächst zuhause!“
Ahrhütte und Ahrdorf hat es besonders hart getroffen, zudem alle, die unmittelbar am Wasser wohnen. Der Campingplatz ist ebenso wie die Kläranlage in Ahrdorf von Wassermassen fortgespült worden. Die Brücke im Schafbachtal stürzte ein, Straßen, wie der Weizweg in Rohr, wurden vollständig zerstört, viele Wald- und Wirtschaftswege unpassierbar. Rad- und Wanderwege konnte man nicht mehr benutzen.
Es war unfassbar, mit welcher Wucht und in welch kurzer Zeit die Natur die Menschen treffen kann. Das gesamte Ausmaß aller Schäden zu überblicken dauerte Monate.
Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz und mussten sich zuallererst darauf konzentrieren, Menschen zu retten und dann erst Materielles. In Blankenheim war die Feuerwehr von Mittwoch, 14.07.21 ab 17:00 Uhr bis Donnerstag, 15.07.21,19:00 Uhr in mehr als 300 Einsätzen im Gemeindegebiet, ebenso wie in anderen Kommunen zur Unterstützung, unterwegs.
Neben all diesen Schreckensmeldungen erreichten uns sehr viele Hilfsangebote: unzählige Spenden, angebotene Notunterkünfte oder tatkräftige Unterstützung beim Aufräumen und Wiederaufbauen. Die Dankbarkeit der Menschen findet keine Worte. Handwerkliche Betriebe leisteten mit ihrer Erfahrung und Ausrüstung benötigte Hilfe, Landwirte stellten ihre Maschinen und Zeit zur Verfügung, um beim Aufräumen und Aufbauen zu helfen. Das Personal der Mensa der Gesamtschule kochte währenddessen für alle eine warme Mahlzeit, die nicht mehr selbst kochen konnten oder als Helferinnen und Helfer vor Ort waren.
Viele Hilfsangebote erreichten die Gemeindeverwaltung. Dort wurden sie zentral gesammelt. Um Helfende und Hilfebedürftige zusammenzubringen, wurde bereits zwei Tage nach der Flut eine Bürgerhotline eingerichtet.
Allein am Wochenende 17. und 18. Juli gingen über 350 Anrufe ein, 211 am Samstag und 163 am Sonntag, denn Menschen aus ganz Deutschland wollten ihre freie Zeit nutzen, um zu helfen. Einige waren bereit, vor Ort mit aufzuräumen, andere vermittelten Sachspenden, Notunterkünfte und finanzielle Spenden. So wurden insgesamt um die 45 Unterkünfte zur (Not-)Unterbringung von stark Betroffenen gemeldet sowie etwa 10 Angebote für Tierunterkünfte, -nahrung oder zur Versorgung von Tieren.
Das Wasserwerk brachte per Transporter und neu in Rohr aufgestelltem Hydranten Trinkwasser in die Nachbarorte Hümmel, Wershofen und Ohlenhard, nachdem dort die Versorgung zusammengebrochen war.
Ein besonderer Dank geht selbstverständlich an die Feuerwehren, deren Mitglieder häufig ehrenamtlich engagiert sind.
Eine Situation wie am 14. Juli 2021 haben wir bisher nicht erlebt. Kurzfristig mussten wir Entscheidungen treffen und Prioritäten setzen ohne dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Knapp 100 Prozent aller Freiwilligen der Feuerwehrlöschgruppen war von Mittwoch auf Donnerstag im Einsatz und nahmen dabei in Kauf, selbst verletzt zu werden. Die Einsatzleitung sowie die Kameradinnen und Kameraden haben Ungeahntes geleistet und sind ein Vorbild, wenn es darum geht, was man gemeinsam erreichen kann.