Der Verlauf der Flutkatastrophe
Erlebnisbericht U. Stieber
Bachem
November 2022
Ulrich Stieber
Opfer der Flutkatastrophe 2021
Ulrich Stieber, der Ortsvorsteher von Bachem, berichtet:
In Bachem hat die Flut drei Straßen, Sankt-Pius-Straße, Neuenahrer Straße und Leonardusstraße heimgesucht. Aufgrund des ansteigenden Siedlungsniveaus blieben aber viele Gebäude von den Wassermassen verschont. Vor der Katastrophe zählte Bachem rund 1300 Einwohner. 2022 lebten im Ort noch an die 1200 Menschen.
Hier stand die ehemalige Bachemer Brücke, die für alle Verkehre konzipiert war. Sie wurde am 28. Mai 1999 ihrer Bestimmung übergeben und diente als maßgebliche Verbindung zwischen Bachem und Ahrweiler. Durch die Flutkatastrophe am 14./15. Juli 2021 wurde das Bauwerk vollkommen zerstört. Ein Segen war, dass die zweite Brücke, die St.-Pius-Brücke, den Wassermassen standhielt. Sie bildete nach der Flut ein entscheidendes Bindeglied zwischen Norden und Süden der Stadt.
Eine Mitbürgerin und ein Mitbürger, die in Bachem beheimatet waren, haben in den Wassermassen ihr Leben verloren. Drei nahe der Ahr gelegene Straßenzüge wurden verwüstet. Rund 100 Gebäude wurden von der Flut stark beschädigt. Die Kindertagesstätte „Rappelkiste“, die Jugendherberge, das gesamte Bachemer Schulzentrum nebst Sporthalle und Sportanlagen sind der Katastrophe auf unterschiedliche Weise zum Opfer gefallen.
Betroffene und nicht betroffene Einwohnerinnen und Einwohner mussten ihren Alltag zeitweise ohne Strom, Leitungswasser, Gas und Telefon bewältigen, umgeben von Zerstörung, Geröll und Schlammmassen.
Allem Unheil, das in der Flutnacht über Bachem hereingebrochen ist, stehen allerdings vielfältige positive Erfahrungen gegenüber. Helfende aus ganz Deutschland, jung wie alt, waren in kürzester Zeit zur Stelle und halfen bis zur Erschöpfung überall dort, wo sie benötigt wurden. Wer aus der Bürgerschaft dazu in der Lage war, stand den Betroffenen tatkräftig zur Seite. Eine ungeheure Spendenbereitschaft von Dingen des täglichen Lebens setzte ein. Die Menschen erhielten finanzielle Unterstützung und seelischen Zuspruch.
Rund um die Uhr sorgten ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des Stadtteils für warme Mahlzeiten und Getränke und organisierten die Spendenausgabestelle. Das SIE wurde kurzerhand überwunden, es galt das DU.
Schließlich erleichterten benachbarte Gemeinden sowie die so genannte „Blaulichtfamilie“ und seelsorgerische Trostspender den schmerzhaften Umgang mit den Folgen der Katastrophe. Bei allem Unheil, das auf vielfältige Art und Weise über Bachem hereingebrochen ist, bleibt festzustellen: Die Flut hat ganz Bachem enger zusammenrücken lassen, Gemeinschaft und Nachbarschaft werden seitdem intensiver gelebt.
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