Hilfsbereitschaft stiftet Zuversicht
Diana Ivanova
Januar 2023
Direkt nach der Flut erlebte das Ahrtal eine einmalige Solidaritätswelle, die alle bisherigen Vorstellungen überschritt. Von Stunde Null an organisierten sich zahlreiche ehrenamtliche Hilfsorganisationen und Strukturen überall im Ahrtal.
„Das Wunder vom Ahrtal“, so nennt Godehard Pötter diese „unglaubliche Atmosphäre des Miteinanders und einer neuen Sinnhaftigkeit im eigenen Tun“. Der Heilpraktiker für Psychotherapie aus Recklinghausen verbrachte sechs Wochen im Ahrtal als Notfallseelsorger und Kriseninterventionsexperte.
„Die beispiellose Hilfsbereitschaft der Menschen aus der ganzen Welt für unsere Region war und ist einzigartig“, betonte die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand.
Mehr als 100 000 Freiwillige kamen im Jahr 2021 ins Ahrtal um zu helfen, organisiert durch das Helfer-Shuttle, das am 17. Juli, drei Tage nach der Flut, durch die beiden Unternehmer Marc Ulrich und Thomas Pütz in der Grafschaft gegründet wurde. Im November 2021 wurden die beiden Gründer mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
In Krälingen wurde der Helfer-Stab durch Missy Motovn und Freunde gegründet - eine gemeinnützige Organisation zur Fluthilfe und zum Wiederaufbau des Ahrtals. Als Knotenpunkt im großen Netzwerk der freiwilligen Hilfe verband sie Hilfsorganisationen, ungebundene Helfende, Betroffene, Handwerker:innen und Behörden miteinander.
Der Helfer-Stab setzte sich als Ziel, das Leben und Wohnen in der Region auch nach der Katastrophe attraktiv zu machen und erzielte zwei wichtige Sachen: Durch das Tinyhouse-Projekt wurden 195 mobile Häuser gestellt und so vielen von der Flut betroffenen Menschen wieder zu Wohnraum in ihrer Heimat verholfen. Außerdem wurden mehrere Info Points im Ahrtal eingerichtet und über 50 Arbeitsplätze für Menschen aus der Region geschaffen.
Andere Hilfsgruppen, die viele jüngere Helfende ins Ahrtal zogen, waren die „Dachzeltnomaden“, initiiert von Thilo Vogel, deren Motto "Das Wir zählt" lautete.
Große und kleine Organisationen und Initiativen sowie Patenschaftsprojekte, wie die AhrHelp, die Ahrche usw., wurden gegründet. Die ebenso nach der Flut gegründete „Arbeitsgemeinschaft Historisches Ahrtal“ rettete 500 alte Fachwerkhäuser und bekam 2022 den Deutschen Denkmalschutzpreis verliehen.
Und obwohl das Wort „Zuversicht“ immer mit dem Wort „Zerstörung“ als Symbol für das Ahrtal benutzt wird, bleibt bei tausenden von Menschen, Betroffenen und Helfenden das Gefühl eine einmalige Solidarität erlebt zu haben, die sie bis heute weiterträgt. Der Künstler Rolf Habel, der seine Wohnung und einen Teil seiner Bilder verlor, sagt sogar im Podcast „89 Schritte“: „Danke, liebe Flut!“
„Wer schon an unserer Gesellschaft (ver-)zweifelte, der mag jetzt und hier den Glauben an Menschlichkeit, Solidarität und Gemeinsinn wiederfinden. Dies ist das Wunder von der Ahr“, schreibt in der Rhein-Zeitung Michael Stoll.