Urkunde zur Quellenweihe Bad Neuenahr
Heike Wernz-Kaiser
Juni 2024
Das Flutereignis im Juli 2021 hat auch die Urkunde zur Quellenweihe des Bades Neuenahr sehr stark durch das Flutwasser beschädigt. Bisher ist noch nicht klar, wie die Urkunde gerettet werden kann. Sicher ist nur, dass es eine hohe fachliche Expertise benötigt, um eine gute Lösung für die spezielle Problematik zu finden.
Die sogenannte Quellurkunde von Bad Neuenahr gehört zu den wertvollsten Dokumenten der jüngeren Stadtgeschichte von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie dokumentiert den Startschuss des Kurbetriebs im Ahrtal ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und benennt die ersten beiden Heilquellen des jungen Bades „Augusten-Quelle“ und „Viktoria-Quelle“. Die Feierlichkeiten fanden in Anwesenheit von Prinzessin Augusta von Preußen 1858 statt, die aus dem naheliegenden Koblenz zur Quellenweihe angereist war.
Die Urkunde belegt diese Weihe und den Stolz, den die Menschen über 160 Jahre mit der Gründung des Heilbades empfanden. Sie trägt die handschriftliche Datierung auf den 28. August 1858 und die Unterschrift von Prinzessin Auguste, Herzogin zu Sachsen. Darunter befinden sich die Unterschriften der damals anwesenden Ehrengäste und des Verwaltungsrats des Bades Neuenahr.
Der prachtvoll geschnitzte Prunkrahmen von Johann Arner aus Köln trägt das Datum 1862 und konnte schon durch Restaurator Til Holly instandgesetzt werden. Auch das Trinkglas aus Kristall mit filigranem Silberkranz, aus dem Prinzessin Augusta auf das Wohl des Heilbades anstieß, erstrahlt durch Restaurator Bernd Mohr wieder in einem historischen Glanz.
Die Urkunde selbst befindet sich aktuell in einer Restaurierungsmaßnahme, die über das Land Rheinland-Pfalz (LBZ/LBE) mit 60% finanziert wird. Die restliche 40% werden über private Spenden, die beim Museumsverband Rheinland-Pfalz für die Restaurierungsmaßnahmen eingegangen sind, getragen.
Anfang August 2024 werden erste Ergebnisse erwartet, in welcher Form die Urkunde erhalten werden kann. Neben dem Schlamm ist die besondere Problematik, dass Teile der Handschriften sich vom Pergament abgelöst haben und am Rahmenglas haften.
Die Flutwelle im Juli 2021 hat nicht nur das Leben und die Landschaft des Ahrtals innerhalb kürzester Zeit vollkommen verändert. Auch das Lebenswerk eines der markantesten Unternehmerpersönlichkeiten der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, des Quellenentdeckers Georg Kreuzberg (1796-1873), ist von den Zerstörungen betroffen. Kreuzberg war nicht nur der Begründer der Apollinarisbrunnens, sondern auch der Initiator und Gründervater des Heilbades Neuenahr 1858. Trotz seiner Verdienste existieren kaum Abbildungen von diesem bedeutenden Mann. Erst im Februar 2021 konnte die Stadt ein Porträt Kreuzbergs, gemalt von Hanns Matschulla 1959, aus Privatbesitz ankaufen. Es wurde ebenfalls in der Flutnacht beschädigt und glücklicherweise im Zuge der „Notbergung Ahrweiler“ gerettet.
Als ein sehr wichtiges stadtgeschichtliches Dokument und auch als ein Beleg für das expressive künstlerische Schaffen von Hanns Matschulla (1901-1971) wird es nun mit Spendenmitteln des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz restauriert. Matschulla hat als Bildhauer und Maler zahlreiche Kunstwerke im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler und im Kreis Ahrweiler hinterlassen.
Wie die Abbildung des aktuellen Zustandes des Gemäldes zeigt, ist die für Matschulla charakteristische Leuchtkraft der Farben noch erhalten. Es ist zu hoffen, dass die Farben gut von den Resten der bräunlichen Schlammschicht befreit werden können. Problematisch ist, dass sich durch die Feuchtigkeit die Malpappe verzogen hat und soweit wie möglich geglättet werden muss, ohne die Malschicht zu verletzen.