Kubizierbehälter (Gussbehälter) mit 100 Liter Rauminhalt, Schwimmer und Gewicht
Kubizierapparate wurden meist zur Volumenbestimmung von Holzfässern eingesetzt. Die Holzfässer hatten fertigungsbedingt im Gegensatz zu den heute eingesetzten KEG-Fässern fast immer unterschiedliche Füllvolumina. Bei diesem Messgerät (korrekt Maßverkörperung) wurde der tatsächliche Messwert also erst bei der Eichung festgelegt. Die Vermessung der Fässer erfolgte entweder durch die Eichbehörden selbst, in den meisten Fällen jedoch durch einen örtlichen Fasseichmeister, der in den gemeindeeigenen Fasseichämtern tätig war. Üblicherweise erfolgte die Vermessung mit Kubizierapparten. Der mittlere der 3 kupfarbenen Kubizierbehälter im Wiegehäuschen des Freilichtmuseums hat ein Fassungsvermögen von 100 Litern. Er ist aus Kupfer gefertigt und steht auf einem Ring mit 4 geschwungenen Füßen. Diese stehen nicht direkt auf dem Boden, sondern nutzen dazu eine exakt einstallbare Schraube mit der der Behälter exakt in der Senkrechte und Waagrechte austariert werden kann. Der Kubizierbehälter ist austariert, wenn ein Senkgewicht, das von der Decke des Behälters frei herunterhängt, über die am Boden befestigte Spitze gebracht wurde (siehe Abbildung). Die Prüfung der Kubizierapparate selbst erfolgt(e) durch Auslitern mittels Eichkolben (quasi Messbecher) mit bekannten Volumina. Der Behälter wird durch einen Anschluss für "fließendes Wasser" und einen dann offenen Wasserhahn mit Wasser befüllt. Danach wird durch einen mit einem Hahn öffenbaren Auslass das Fass, dessen Rauminhalt gemessen werden soll, mit Wasser gefüllt. Ganz unten befindet sich ein Anschluss zum Ablassen des Wassers (in das zu eichende Fass). Oben ist ein Überlauf, der garantiert, dass nicht zu viel Wasser in den Behälter eingefüllt werden kann. Jetzt kann abgelesen werden wie viel Wasser im Behälter nach Füllen des Weinfasses fehlt. Dies geschieht folgendermaßen: Auf dem Wasser im Behälter schwimmt ein Schwimmer. Dieser befindet sich im Museum links vom Kubizierbehälter. Bei Gebrauch ist er mit einem Gewicht das außen in einer senkrechten Vertiefung auf dem Behälter läuft mit einem Draht fester Länge verbunden. Der Draht wird oben auf dem Behälter durch ein Rad umgelenkt. Je weniger Wasser im Behälter ist, desto höher hängt das Gewicht, je mehr desto tiefer hängt es. Neben dem Gewicht befindet sich ein aus Messing gefertigter Maßstab. Seine Skala reicht von 0 (unten) bis 90 (oben). Über der 90 sind noch Messstriche bis zu einem Wert von 100 angebracht. Sie zeigt an wie viel Wasser dem Behälter beim Befüllen des zu eichenden Fasses entnommen wurde. Eichmarken: Maßstab oben: F B 25 (bedeutet Freistaat Bayern, bis 1925 geeicht) Darunter: No 8 100 Liter bei völliger Entleerung Maßstab unten: F B (bedeutet Freistaat Bayern. Der Stempel wurde bis 1934 verwendet, danach auch hier D R ) Das Gewicht wurde getrennt vom Behälter geeicht und besitzt folgende Punzen: 25 D R im Wappenschild: 37 (25 ist der Code für den Aufischtsbezirkt Kusel, D R bedeutet: Deutsches Reich 37 bedeutet bis 1937 geeicht) No 7 / 37 (wohl eine fortlaufende Nummerierung) 494 g (Gewicht des Gewichts) Oben ist auf dem Kubizierbehälter ein Schild des Herstellers angebracht. Hintergrundinfo: Kubizieren ist ein heute nicht mehr gebräuchlicher Begriff aus der Mathematik und bedeutet die 3. Potenz - analog zum quadrieren als Begriff für die Errechnung der zweite Potenz. Der Kubizierbehälter ist der wesentliche Bestandteil eines Kubizierapparats zur Bestimmung des Rauminhalts eines Gefäßes. Die Kubizierbehälter im Wiegehäuschen wurden zur Eichung von Weinfässern verwendet. Weinfässer wurden von meist ortsansässigen Küfern hergestellt und hatten meist nur ungefähr das gewünschte Fassungsvermögen. Kurfürst Jacob III. von Eltz führte an der Mosel im Jahre 1567 die Eich ein: das Normen von Wein und allen anderen Waren, die man mit Weinmaßen zu messen und verkaufen pflegte. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts veranlasste Preußen die Einrichtung von staatlich kontrollierten Eichstellen in den Moselgemeinden. Eichmeister wurden bestellt, um das Fassungsvermögen zu bestimmen. Der Vorgang, wurde Auslitern genannt und dauerte eine Stunde. Als Hilfsmittel standen dem Eichmeister Gussbehälter zur Verfügung, Zum Auslitern wurde Wasser verwendet. Beim Eichvorgang wurde das betroffene Fass aus einem Referenzbehälter über einen Schlauch befüllt. War das Fass bis unter das Spundloch voll, so wurde an einem Zählwerk oder an einem Maßstab des Referenzbehälters die aus diesem abgeflossene Menge festgestellt, und im Fasseichbuch zusammen mit dem Namen des Fassbesitzers notiert. Mit dem Aufdrücken der Eichdaten mittels Brenneisen auf den Fassboden war die amtliche Eichung abgeschlossen. Ab der Nachkriegszeit verdrängten immer mehr industriell und oft auch aus Metall hergestellte Fässer die lokal hergestellten Holzfässer. Da erstere nicht mehr individuell geeicht werden mussten, entfiel die Notwendigkeit lokaler Eichstellen. Im Zuge der Auflösung der meisten örtlichen Fasseichstellen in den späten 1960er Jahren kam auch dieser Messbehälter in den Besitz der ehemaligen Eichdirektion des Landes RLP in Bad Kreuznach und wurde von dieser unserem Museum als Geschenk überlassen. Der Kubizierbehälter stammt aus der Pfalz die bis 1945 zu Bayern gehörte. Daher die Eichmarken mit FB.