Der Verlauf der Flutkatastrophe

Erlebnisbericht M. Hagebölling und M. Ingenhoven

Bad Bodendorf
Juni 2024
Mirijam Hagebölling und Martin Ingenhoven


Auch der Sinziger Stadtteil Bad Bodendorf ist von der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 heimgesucht worden. Nur wenige Meter von der Ahr entfernt, lag ein Kleinod, das schutzbedürftigen Tieren eine Heimat bot. Über Jahrzehnte hatte der Verein „Tier- und Naturfreunde Schwanenteich e.V.“ das Gelände gehegt und gepflegt und bot mehr als hundert Tieren ein neues Zuhause. Zahlreiche Ziegen, Schafe, ein Esel, Pferde, Hühner, Pfaue, Sittiche, Gänse und natürlich die Namensgeber, vier Schwäne, lebten in dem kleinen Refugium. Die Flut im Juli 2021 hat von einem Tag auf den anderen alles zerstört, lediglich die Fundamente sind übriggeblieben, auf denen einst die Ställe und Volieren standen. Auch das Vereinsheim musste aufgrund der großen Schäden abgerissen werden.

Bild: Freiwillige Feuerwehr Bad Bodendorf
Bild: Freiwillige Feuerwehr Bad Bodendorf

Aufgrund einer großen Evakuierungsaktion am Nachmittag des 14. Juli 2021 konnten nahezu alle Tiere in Sicherheit gebracht werden. Nach dem schweren Hochwasser 2016, bei dem das Wasser auf dem gesamten Gelände etwa einen halben Meter hoch stand, hatte der Vereinsvorstand ein Hochwasserevakuierungskonzept erarbeitet. Damals waren sie von einem befreundeten Feuerwehrmann gewarnt worden und konnten dadurch die Kaninchen und Ponys in Sicherheit bringen. Zwei Wellensittiche und eine Ente haben das Hochwasser 2016 nicht überlebt, trotz der Anbringung von höheren Plätzen in den Ställen und Volieren, auf die sich hätten retten können. „Seit 2016 war das Thema Hochwasser für uns relevant und uns wurde klar, was Hochwasser für den Schwanenteich bedeutet. Wir nutzen seitdem als Informationsquelle die Internetseite vom Hochwassermeldedienst des Landesumweltamtes, auf der die Pegelstände ständig aktualisiert werden. Warn-Apps waren damals ja noch nicht so verbreitet,“, erläutert Christina Bliss. Das Hochwasserevakuierungskonzept orientiert sich am höchsten gemessenen Pegelstand 2016 in Altenahr, bei dem 3,70 Meter gemessen wurden.

Bild: Freiwillige Feuerwehr Bad Bodendorf
Bild: Freiwillige Feuerwehr Bad Bodendorf

Bereits am Nachmittag des 14. Juli verfolgte der Vereinsvorstand kontinuierlich die Pegelstände in Altenahr und die Hochwasser-Warnungen. „Gegen 15:30 Uhr haben wir alle ehren- und hauptamtlichen Kräfte alarmiert und das Hochwasserevakuierungskonzept anlaufen lassen. Das bedeutet konkret, zunächst die Tiere zu evakuieren, die nicht flüchten können und Gefahrenstoffe vom Vereinsgelände zu entfernen,“ erklärt Christina Bliss. „Als am Nachmittag fast im Minutentakt der prognostizierte Pegelstand in Altenahr nach oben korrigiert wurde und dann das Meldesystem komplett ausfiel, war uns klar, dass wir komplett alle Tiere evakuieren müssen. Das war ein Wettlauf gegen die Zeit,“ erzählt Bliss. Durch die Hilfe vieler engagierter Menschen sei es gelungen, nahezu alle Tiere quasi im Akkord in Kisten zu packen und zu befreundeten Höfen und in Privatquartiere zu bringen. Alle Beteiligten hätten so lange geräumt, bis abends schließlich die Feuerwehr auf dem Gelände stand und sie dazu aufrief das Gebiet zu verlassen.
Auf dem Gelände selbst kam schweres Gerät zum Einsatz, um die Trümmer der Flut wegzuräumen. Durch die immensen Zerstörungen im oberen Ahrtal und die enorme Kraft des Wassers, seien extrem viele Trümmer, Autos, Laster und sogar ein Container angeschwemmt worden, die auf dem Vereinsgelände alles weggerissen haben.

Bild: Freiwillige Feuerwehr Bad Bodendorf
Bild: René Schmitt