Schreibschrank (sog. "Cantourgen") angefertigt als Meisterstück, Mainz
Der Schrank besteht aus mehreren Teilen, was typisch für das 18. Jahrhundert ist. 1) Das Kommodenunterteil mit zwei Türen, hinter denen zwei Schubladen verborgen sind. Beim Öffnen der Türen öffnet ein Mechanismus rechts und links zwei weitere Tü-ren. Hinter diesen verbergen sich jeweils vier schmale Schubladen. 2) Auf der Kommode befindet sich das Schreibpult, das in geöffnetem Zustand die Schreibfläche bildet. Am Ende der Schreibfläche befinden sich kleine Schubfächer. Zieht man diese ganz heraus, werden die "verborgene Schubladen" sichtbar, sie so genannten Geheimfächer. 3) Auf dem Schreibpult steht der Schrank, in dessen Türen je ein facettierter Spiegel in einem blattvergoldeten Holzrahmen eingesetzt ist. 4) Der Schrank wird von einem Giebel bekrönt. Die vier seitlichen Lisenen, die sich vom Unterteil über Schreibpult und Schrank bis in den Giebelabschluss fortsetzen, bewirken die Geschlossenheit des mehrteiligen Mö-bels. Wie alle Teile des Schrankes ist auch das Oberteil furniert, was bei den gewölbt-geschwungenen Formen des Giebels eine schreinerische Meisterleistung bedeutet. Das Möbel ist wortwörtlich ein Meisterstück: 1762 erhielt Peter Schuß von der Mainzer Schreinerzunft die Beschreibung für sein Meisterstück, die erhalten ist. Aufgrund der Übereinstimmungen kann dieses Möbel als das Meisterstück des Peter Schuß identifi-ziert werden. In Mainz hießen Schreibschränke "Cantourgen". Das ist eine dem Mainzer Dialekt folgende Benennung. Der Hauptteil des Wortes "Cantour" steht für Kontor oder Comptoir. Die Endung "-gen" ist eine Verkleinerungsform, entsprechend dem hochdeutschen "chen". Sinngemäß übersetzt heißt "Cantourgen" also "kleines Büro".