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Saargauhaus

Bei diesem Gebäude handelt es sich um den Nachbau eines für das Trierer Land typischen Haustyps, der deshalb gemeinhin auch "Trierer Einhaus" genannt wird. Es ist die Variante eines Haustyps, der im ganzen Südwesten Deutschlands vorkommt und von Fachleuten "Breitgegliedertes Quereinhaus" genannt wird. Das Gebäude wurde nach dem Vorbild eines großen Hofes in Köllig auf dem Saargau errichtet. Quereinhäuser kommen im Trierer Land und auch im angrenzenden Luxemburg und in Lothringen in allen Größen und Ausstattungen vor. Auf dem Saargau, dem Mittelgebirgsstreifen zwischen unterer Saar und Obermosel, nehmen sie jedoch besonders stattliche Ausmaße an. Gute Böden und ein die Zersplitterung der Besitzverhältnisse verhinderndes Erbrecht haben dazu geführt, dass sich bis in die Gegenwart hinein viele imposante Baukörper erhalten haben. Schon die fünfachsige Fassadengliederung weist darauf hin, dass es sich hier um ein ungewöhnlich geräumiges und repräsentatives Gebäude handelt. Es ist mit einem tonnengewölbten Mittelflur und einer gewölbten Küche ausgestattet, was auf einen Ursprung des Originalgebäudes im 18. Jahrhundert hindeutet. Das Haus wurde 1987 in allen Details aufgemessen und in der Folgezeit an einem geeigneten Platz im Museumsgelände nachgebaut. Durch einen Hinweis der Kreisverwaltung Trier-Saarburg gelang dann die Beschaffung passender Gewände aus dem sehr beklagenswerten Abbruch eines der schönsten Häuser auf dem Saargau, in Dittlingen bei Merzkirchen. Einige dann noch fehlende Steine wurden von einem Konzer Steinmetz nach den vorhandenen Vorlagen angefertigt. Das Obergeschoß des Saargauhauses beherbert eine vermietete Wohnng. Im Untergeschoß befindet sich neben einer Küche und eine Wohnstube die Brennerei der 1881 gegründeten Firma Jean Marx aus Cochen. Die Firma betrieb Weinbau, Weinhandel und eine Brennerei. Als Brenner belieferte sie nicht nur Privatkunden, sondern auch Großkunden wie Hotels etc. Der Versand geschah früher zunächst in Fässern, dann in sogenannten „Korbflaschen“, mit Stroh ausgeschlagenen Weidenkörben, in die die Glasballons eingepasst wurden. Später, als die Produktion von Korbflaschen zu aufwendig wurden, verschickte man in mit Pappe ummantelte Plastikbehälter. Die Behälter wurden, wie früher üblich, als Stückgut per Bahnfracht expediert. Neben der für eine Brennerei in einer Wein- und Obstbauregion typischen Produktpalette wie Weintrester, Weinhefebrand, verschiedene Obstbrände, hatte sich die Brennerei Marx auf die Herstellung von Boonekamp spezialisiert. Hierbei wird nach einem Rezept - welches jeder Hersteller als streng gehütetes Geheimnis bewahrt – aus einem Kräutersud und Alkohol ein Magenbitter hergestellt. Dieser Magenbitter wurde in den für ihn typischen kleinen Flaschen unter dem gesetzlich geschützten Namen „Burg Cochem, Marx Boonekamp“ in den Handel gebracht. Die Abfüllanlage für jeweils zwei Boonekamp-Flaschen ist nun bei uns zu bewundern. Der Brennereikomplex im Saargauhof besteht aus drei Räumen: der Brennerei, einem Vorbereitungsraum und dem Verkaufsraum. Die in einem Seitenanbau des Saargauhofes untergebrachte Brennerei umfasst u.a. Dampfkessel, Brennblase und Kühler. Im Vorbereitungsraum mit Boonenkamp-Füllanlage, Etikettenschrank, Laborgerät etc. wurden die Flaschen verkaufsfertig gemacht, um dann im Verkaufsraum mit großer Regalwand, Theke, Verpackungsmaterialien usw. an die Kunden gebracht zu werden.

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