Nissenhütte
Nissenhütten sind von dem kanadischen Offizier und Ingenieur Peter Norman Nissen entworfene Wellblechhütten in Fertigteilbauweise. Der Name Nissenhütte geht also nicht auf die von Läusen und deren Eiern (Nissen) befallenen Einwohnern der Hütten zurück, sondern auf ihren Erfinder. Sie wurden im 1. Weltkrieg als mobile, schnell auf- und abzubauende Unterkunfts- und Lagergebäude verwendet. Im 2. Weltkrieg erlangten sie Bekanntheit als Notunterkünfte für Flüchtlinge und Ausgebombte. Sie wurden vornehmlich in der damaligen britischen Besatzungszone und in Berlin errichtet. Bei dem im Freilichtmuseum wiederaufgebauten Gebäude handelt es sich höchstwahrscheinlich um die amerikanische Kopie einer Nissenhütte, einer sogenannten Quonset-Hut. Während die klassische Nissenhütte einen zweischaligen Aufbau auf einem Trägergerüst besitzt, besteht die Quonset-Hut aus einer einschaligen, stabilen Konstruktion aus dickerem, verzinktem Eisenblech. Es ist sogar möglich, dass es sich um eine von der deutschen Firma für die französische Besatzungsarmee gefertigtes Bauwerk handelt. Unsere Hütte stand ursprünglich in dem zunächst von den französischen Besatzungsstreitkräften, später von der Bundeswehr genutzten Munitionsdepot in Rheinböllen. Im Rahmen des 2. Irakkrieges wurde diese Blechbaracke bereits innerhalb des Geländes wieder ab- und am depoteigenen Verladebahnhof wieder aufgebaut. Nach der Schließung dieses Depots wurde sie vom „Verein für Militär und Zeitgeschichte Hunsrück e.V.“ 2017 abgebaut. Da sich für diesen Verein ein Wiederaufbau nicht realisieren ließ, konnte das Freilichtmuseum dieses Gebäude erwerben. Ein weiteres Gebäude gleicher Bauart befand sich bis 2022 ebenfalls auf dem Gelände des Munitionsdepots und soll im Luftbrückenmuseum am Frankfurter Flughafen wieder aufgebaut werden. In unserem Museum begann der Wiederaufbau 2020 als zweites Gebäude der Baugruppe Kriegs- und Nachkriegszeit. Um die von Elend, Entbehrung und Armut geprägten Lebensverhältnisse unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges zu veranschaulichen, haben wir uns entschlossen, die Baracke als Notunterkunft auszustatten. Aus der Fülle der Einrichtungsgegenstände sind hervorzuheben ein Herd für Bombengeschädigte mit einem Ofenrohr, hergestellt aus amerikanischen Munitionsbehältern, zwei Militärspinte aus dem während des 2. Weltkrieges als Militärgefängnis genutztem Kloster St. Clara in Trier und zwei Krankenhaus- oder Lazarettbetten, die aus einem ehemaligen Westwallbunker an der Hammer Fähre stammen. An den Tisch angelehnt ist ein Fahrrad mit Notbereifung zu sehen, welche aus ausgestanzten Autoreifenteilen besteht.