Es war kaum nachvollziehbar, von wo überall plötzlich Wasser herbeiströmte.

16:00 Uhr – Die Ahr war aus ihrem Bett getreten und begann den Campingplatz „Stahlhütte“ zu überfluten.

Minuten später war ein Passieren dieses Straßenabschnitts nicht mehr möglich, wie Feuerwehreinheiten aus anderen Orten später berichteten.

Katharina ist viel mehr gewesen als nur die junge Feuerwehrfrau... was sie mit ganzem Herzen war.

Regenmengen bis 200l/m² […] – okay, eine Badewanne voll – so meine Gedanken – Aber was das ‚übersetzt‘ auf die Flut hieß, war mir in den Tagen davor nicht bewusst, nicht vorstellbar.

16.39 Uhr: Unser Keller läuft voll. […] 17.24 Uhr: Es ist so viel kaputt wie nach dem Krieg.

Vollkommen durchnässt liefen wir die Wiese hoch und kletterten über den Zaun, um unseren Häusern von der nächsten Straße aus beim Versinken zuzuschauen.

Ab ca. 18:30 Uhr befanden sich fast alle vor Ort im Lebensrettungsmodus […]

Er selbst wäre fast ertrunken, konnte sich aber auf eine Erhebung, auf der ein Baum wuchs, retten.

Die Situation wurde von Sturzbächen verschärft, die sich an den Steilhängen an der Südostflanke von Dümpelfeld bildeten und die […] auch Steine und Geröll mit sich führten.

Die Lage war beängstigend und gespenstisch. Dunkelheit und lautes Rauschen der Ahrfluten dominierten die Nacht.

In den tosenden Fluten schwammen Bäume, Autos, zischende Gastanks, Öltanks und alle möglichen Gegenstände.

Trümmerteile durchbrachen die Haustür, das Wasser stieg immer höher […]

Ein Geröll aus Gestein und Erde blockierte das Abwassersystem. Der Strom, der Mobilfunk und das Festnetz fielen für mehrere Tage aus.

Meine Mutter hatte die Idee, unser kleines Radio aus dem Badezimmer zu holen. Das lief auf Akku. Dadurch konnten wir nach einer gefühlten Ewigkeit die Nachrichten hören.

Unsere sämtlichen Haushaltsgegenstände hatte das Wasser in Unrat verwandelt. […] Es sah aus wie eine Müllhalde. Es war zum Heulen!

Ein Bus lag auf den Gleisen. Die Eisenbahn- und Fahrradbrücken am Winzerverein waren vollkommen zerstört. Ein tiefes Loch klaffte unterhalb des Straßentunnels.

Die Reimerzhovener und einige Helfenden […] hatten den Schutt und alles, was man nun wegwerfen und entsorgen musste, am Straßenrand aufgetürmt.

Weil der Ort von jeglicher Versorgung von außerhalb abgeschnitten war und man sich selbst helfen musste, wurde zwei Tage nach der Flut ein Krisenstab gegründet.

Als der Regen nachlässt, wird es sommerlich warm. Gut für das große Räumen, schlecht für den öl- und fäkalienverseuchten Schlamm.

Mit zu einem Kreuz geformten Fingern teilten die Feuerwehrleute einander mit, in welchem Haus jemand in der Flutnacht gestorben war.

Seelsorger und Psychologen kamen über ein Jahr lang jede Woche ins Dorf, um den Menschen Gespräche und Hilfe anzubieten.

Es gibt Leute, die jetzt bei Stromausfall, Sirenenalarm, Regen oder einem rauschenden Gartenschlauch Angst haben.

An jenem Wochenende war eine ungewöhnliche Solidarität in der Stadt zu spüren. Überall standen auf den Zufahrtswegen und auf den freien Flächen Fahrzeuge mit auswärtigen KFZ-Kennzeichen.

Die Flut hat ganz Bachem enger zusammenrücken lassen, Gemeinschaft und Nachbarschaft werden seitdem intensiver gelebt.

Die vielen uneigennützigen Helfer waren das Licht in der Düsternis, gaben mir Hoffnung, Mut und Kraft für einen Wiederaufbau, standen letztlich für eine bessere Zukunft.

[V]iele Betroffene konnten in Heppingen nur überleben, weil unsere dörfliche Gemeinschaft und Nachbarschaften funktionierten.

Das Aufräumen und Entkernen der überschwemmten Gebäude dauerte Wochen und Monate und bis zum Winter unterstützten uns täglich viele freiwillige Helfende.

Wir alle waren fassungslos, wie schnell das Wasser da war, und fassungslos über die schweren Schäden [...].

Die Einwohnerzahl ist seitdem von etwa 100 auf ungefähr 70 zurückgegangen. Viele zogen einfach weg.

Mehr als zwei Jahre nach der Flut im Herbst 2023 erweist sich der Wiederaufbau - trotz einiger schneller Erfolge - als kräftezehrender Marathon, der den Menschen im Ahrtal weiterhin viel abverlangt.

Ach, der Putz… wie lange uns das Thema Putz noch begleiten würde!

Wenn über lange Zeit viel Regen fällt, kommt das Angstgefühl wieder hoch. Ich denke: Ich muss wieder packen, ich muss wieder weg.